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: Der Geist von Tim Wiese

REGIONALLIGA NORDOST Viktoria 89 Berlin gewinnt im zweiten Pflichtspiel 4:1 beim Berliner AK – und zeigt eindrucksvoll Zähne im Abstiegskampf

Für den BAK ist das ein schmerzlicher Rückschlag im Aufstiegsrennen

Offizieller Start der Regionalliga Nordost nach der Winterpause ist zwar erst am kommenden Wochenende. Da die Partie zwischen dem Berliner AK und Viktoria 89 Berlin im Dezember bereits zweimal hatte abgesagt werden müssen, trafen sich beide Team aber bereits am gestrigen Sonntag im Poststadion zu einem gemeinsamen Frühstart. Für beide Vereine ist es bereits das zweite Pflichtspiel in diesem Jahr, denn beide haben am vergangenen Wochenende ihr jeweiliges Spiel im Achtelfinale des Berliner Pokals absolviert.

Mit Ruhm bekleckert hatte sich dabei keiner von beiden. Viktoria mühte sich zu einem schwachen 1:0 beim Bezirksligisten SSC Südwest. Der BAK musste gegen den Tabellenführer der Berlinliga, Hertha 03 Zehlendorf, ins Elfmeterschießen. Entsprechend motiviert gingen beide Teams in die Partie, nachdem zuvor eine Schweigeminute für BAKs kürzlich verstorbenen Schatzmeister Hatem Ceylan abgehalten worden war. Die Hausherren erwischten den klar besseren Start. Bereits nach fünf Minuten gingen sie mit 1:0 in Führung, nachdem Baris Gündüzer von der Strafraumgrenze einfach mal per Außenrist abgezogen und den Ball in einer fast unmöglich erscheinenden Flugbahn an Torhüter Marcus Rickert vorbei in den Winkel gezirkelt hatte. Danach lief beim BAK aber nur noch wenig zusammen.

In der Folge waren die Gäste denn auch das klar aktivere Team. Immer wieder erspielte Viktoria sich Möglichkeiten: die besten hatte Kapitän Ümit Ergirdi, der jedoch zweimal an den Fäusten von Keeper Marcel Höttecke scheiterte. Als das Spiel gegen Ende der ersten Hälfte dann bereits ereignisarm Richtung Pausenpfiff plätscherte, war es abermals Höttecke, der im Mittelpunkt des Geschehens stand. Als wäre er vom Geist von Tim Wiese besessen, dem an selber Stelle vergangene Saison im DFB-Pokal ein ganz ähnlicher Fehler unterlaufen war, passte er den Ball ohne jegliche Not in die Beine von Caner Özcin, der ihn nur noch in den leeren Kasten schießen musste.

Die Personalpolitik der beiden Westberliner Teams ist ähnlich: Während andere Teams in der Liga kräftig nachgerüstet haben, scheint man hier dem eigenen Personal zu vertrauen und verstärkte sich nur punktuell in der Abwehr. Viktorias Stephan Brehmer, der aus Altglienicke gekommen war, verbrachte jedoch viel Zeit auf der Bank und wurde erst in der 77. Minute eingewechselt. Stephen Boachi, BAKs Neuzugang aus Oberhausen, fehlte verletzt. Diese Zurückhaltung überrascht, für beide Teams geht es in der Rückrunde um viel. Der BAK gilt als Außenseitertipp für den Aufstieg, Viktoria kämpft um den Klassenerhalt.

In der zweien Hälfte spiegelte sich die Wichtigkeit der Partie dann auch endlich auf dem Rasen wieder. Viktoria machte jetzt deutlich mehr Druck, es dauerte jedoch, bis etwas Zählbares dabei herauskam. Die letzten 20 Minuten hatten es allerdings in sich. Erst erzielte Maximilian Watzka in der 70. Minute aus der Distanz die Führung für die Gäste, keine zehn Minuten später erhöhte der gerade eingewechselte Brehmer auf 3:1. Quasi im Gegenzug erzielt der ebenfalls eingewechselte Ruben Nikolov den erneuten Anschlusstreffer, und für kurze Zeit schien alles wieder offen. Nur zwei Minuten darauf kam dann allerdings auf der Gegenseite Höttecke nicht entschlossen genug aus seinem Kasten, machte so den Weg für den Querpass frei und wiederum Watzke machte mit seinem lockeren Schuss zum 4:1 alles klar. Für den BAK ist das ein schmerzlicher Rückschlag im Aufstiegsrennen, die Viktoria dagegen hat im Abstiegskampf ein deutliches Zeichen dafür gesetzt. JAN TÖLVA