Der Parteisoldat

Ein einziges Mal hat Wolf Feller (Foto) versagt. Aus Ärger über das schlechte Ergebnis der Union hatte sich CSU-Chef Franz Josef Strauß am Wahlabend 1987 noch ein paar Gläser Frankenwein mehr als ohnehin üblich genehmigt. Fellers Aufgabe war es, den besoffenen Ministerpräsidenten von den Fernsehkameras fernzuhalten. Das schaffte er aber nicht, denn Strauß bestand auf einem Auftritt in der ARD und blamierte sich mit fünf Minuten Moderatorenbeschimpfung.

Für Feller war es aber eben mehr als einfach nur ungewohnt, einem CSU-Granden zu widersprechen. Seine DNA ließ das nicht zu. Sein Job war es, der Partei möglichst viel Sendezeit und möglichst keine kritischen Nachfragen zu verschaffen. Dank seiner Stellung im Bayerischen Rundfunk meisterte er das normalerweise ohne Probleme, er amtierte erst als Chefredakteur und später als Fernsehdirektor. Einmal lud er einen Spiegel-Chefredakteur aus einer Talkshow mit Helmut Kohl aus, weil das Magazin es gewagt hatte, die Flick-Affäre aufzudecken. Ein andermal vertrieb er die Korrespondentin Franca Magnani aus dem ARD-Studio Rom, weil ihr Mann Kommunist war – und sie eine Linke. Gegen die Kündigung klagte Magnani und bekam nach vielen Jahren recht.

Die Feller-Schule wirkt im Münchner Rundfunkhaus bis heute nach. Im September 2013 unterbrach Nachfolger Sigmund Gottlieb als Moderator einer Wahlsendung ein Statement von SPD-Chef Sigmar Gabriel, da dessen Äußerungen „ja sehr erwartbar“ seien – um im Anschluss ein sehr erwartbares Porträt über Horst Seehofer zu senden. Gottliebs Vorgänger wird sich über den Auftritt gefreut haben.

1994 überlebte Parteisoldat Wolf Feller eine Trunkenheitsfahrt (2,36 Promille). Letzte Woche starb er im Alter von 83 Jahren. TOBIAS SCHULZE