„Tottenham away – love it“

Deutsche und englische Hooligans lieferten sich nach dem „Freundschaftsspiel“ Borussia Dortmund gegen Tottenham Hotspur eine Massenschlägerei in Bahnhofnähe. Brite mit Kopfverletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert

DORTMUND taz ■ „Tottenham away – love it!“, bekennt Tommy Johnson. Tottenham away – das bedeutet für den Protagonisten des englischen Spielfilms „Football Factory“ samstägliche Saufgelage und Randale nach den Premier-League-Spielen des Traditionsvereins Tottenham Hotspur. An diesem Samstag setzten die Krawallanhänger des Londoner Clubs den Film in die Realität um. Nach einem Freundschaftsspiel der Spurs gegen den BVB kam es in Dortmunds Innenstadt zu einer Massenschlägerei.

Vor der Tür eines Irish Pubs in der Nähe des Hauptbahnhofs waren etwa 80 deutsche und britische Hooligans aneinander geraten. Kahlrasierte Tottenham-Supporter auf der Straße und nicht minder martialisch aussehende Deutsche in einem Biergarten hatten sich Augenzeugen zufolge zuerst Beleidigungen und dann Bierflaschen an den Kopf geworfen. Die Polizei spricht von „wechselseitigen Gewalttätigkeiten“. Von deutscher Seite aus sollen später auch Holzbänke und anderes Mobiliar auf die Straße geflogen sein. Ein Engländer musste mit schweren, aber nach Polizeiangaben „nicht lebensgefährlichen“ Kopfverletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden.

Den Film „Football Factory“ kennt man bei der Dortmunder Polizei aber offenbar nicht. Augenzeugen berichten, dass die Beamten bei Ausbruch der Randale unvorbereitet waren. Anders als bei Bundesligaspielen hatten es die Ordnungshüter nicht für nötig befunden, die Bahnhofsumgebung mit einem Großaufgebot abzusichern. Der erste Streifenwagen traf erst ein, als die ersten Bierbänke bereits zertrümmert waren. „Zuerst kamen zwei Polizistinnen. Die haben aber Angst gekriegt und sind schnell wieder abgehauen“, berichtet ein Augenzeuge. Erst als später polizeiliche Verstärkung eintraf, wurden zehn Schläger festgenommen. Anderen beteiligten Briten blieb aber genug Zeit, um unbehelligt vor Schaulustigen für Erinnerungsfotos zu posieren. Auf Fotohandys tauschten die Hooligans nur eine Straßenecke weiter ihre Bilder aus. Sieben Deutsche, zwei Briten und ein laut Polizeiangaben „eher den Engländern zugeneigter“ Holländer wurden vorläufig festgenommen.

Die Polizei will nun prüfen, ob es sich um „eine organisierte Hooliganschlägerei“ gehandelt hat. Im BVB-Internetforum schwatzgelb.de sieht ein User die „Football Factory“ am Werk: „Ist doch klar, wer angefangen hat.“ Das Freundschaftsspiel Dortmund gegen Tottenham endete übrigens 1:1. KLAUS JANSEN