Mitarbeiter sind nur noch Ware

Ausbildungs-Bewerber interessieren sich nicht für ihre Arbeitgeber

VON SEBASTIAN HEISER

Die Wirtschaft darf sich über das mangelhafte Engagement vieler Ausbildungsplatz-Bewerber nicht wundern. Natürlich ist es nicht ideal, wenn ein Schulabgänger nachlässig gekleidet zum Vorstellungsgespräch erscheint und sich vorher nicht über den Betrieb informiert hat. Aber das hat seine Gründe – und die liegen bei den Unternehmen selbst.

Es war schließlich die Wirtschaft selbst, die die Egal-Mentalität auf dem Arbeitsmarkt etabliert hat. Früher gab es noch eine Perspektive auf eine lebenslange Festanstellung, es gab subventioniertes Essen in der hauseigenen Kantine, es gab betriebliche Altersvorsorge und einen Umgang, der noch nicht komplett vom Leistungsgedanken geprägt war.

Steigendes Desinteresse

Doch in den vergangenen Jahren zeigen die Unternehmen ihren Beschäftigten zunehmend, dass sie sich für sie als Person gar nicht mehr interessieren. Die Firmen fordern Flexibilität, befristen immer mehr Arbeitsverträge, sparen beim Urlaubsgeld und beim Betriebsausflug. Austauschbare Leiharbeiter übernehmen zu Niedriglöhnen die Aufgaben von Festangestellten.

Wie kommt die Wirtschaft eigentlich auf die absurde Idee, unter diesen Voraussetzungen noch eine gleichbleibend hohe Loyalität der Arbeitnehmer einfordern zu können? Wer seine Mitarbeiter hauptsächlich als ein austauschbares Produktionmittel betrachtet, darf sich nicht wundern, wenn die Arbeitnehmer ihren Betrieb ähnlich sehen: Als einen von vielen Orten, an dem man mal für ein paar Jahre arbeiten kann um dann wieder weiterzuziehen, wenn der Vertrag nicht verlängert wird oder sich anderswo eine bessere Gelegenheit ergibt. Wer mehr will, muss auch mehr bieten.