Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Rixdorf also. Das ist schon ziemlich weit draußen, oder umgekehrt gedacht: verdammt weit drin in Neukölln. Hier ist der Gentrifizierungssturm noch nicht angekommen, hier ist nur der Richardplatz, das historische Stadtzentrum aus der Zeit, als der Kiez noch echtes Dorf war. Zwischen Ausflugslokalen, denkmalgeschützten Gebäuden und Quartiersmanagement gibt es hier seit kurzem auch einen sehr sehenswerten Projektraum namens Savvy Contemporary. Momentan zu sehen: eine Kollaboration zwischen Darri Lorenzen und Lan Hungh. Die buchstabieren den Weg des gefundenen Objekts zum Kunstwerk Schritt für Schritt durch. Ausgangspunkt sind handelsübliche Drahtkleiderbügel, die immer weiter abstrahiert werden: vom Film über verbogene, auratisch beleuchtete Objekte bis hin zu einer seltsamen Skulptursockel im letzten Raum, auf den eine winzige Makroaufnahme projiziert ist, was dann auch niemand mehr erkennt. Operation gelungen, Objekt verschwunden. Total zentral gelegen ist dagegen Splace, auch so ein neuer Projektraum. Der findet sich nicht nur direkt am Alexanderplatz, sondern auch noch unten drin in der sternförmigen Umbauung des Fernsehturms, erster Stock, mitten in Mittes Mitte also, spektakulär. 500 qm Fläche, jede Woche eine neue Ausstellung, anders aber als sonst im Projektraum-Berlin üblich, meist mit konzentrierten Einzel- oder maximal Doppelausstellungen statt überbordenden Gruppenausstellungen. Also sowas wie die Anti-Forgotten-Bar. Letzte Woche war Henrik Weber dran, den meisten wohl eher unter seinem Musiker-Alter-Ego Pantha du Prince bekannt, diese Woche geht es popkulturell weiter mit Deliah Gonzalez und Jaro Straub, die einem „Tribute to Cass Elliot“, der Sängerin von The Mamas and the Papas ankündigen. Ja, ist ja irgendwie klar, was jetzt kommt: genau, hingehen nämlich.

■ Darri Lorenzen & Lan Hungh: RPLCMNT; bis 11. 9., Do–So 16–20 Uhr, Savvy Contemporary, Richardstr. 43/44 ■ Deliah Gonzalez & Jaro Straub: Elevation Set. A Tribute to Cass Elliot; 19. 8., 19–22 Uhr, Splace, Alexanderplatz, 1. OG Umbauung Fernsehturm