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: Die Aufbau-Leiterin des Libanons

In diesen Tagen mag sich Mona Hammam an ihre Arbeit beim Welternährungsprogramm erinnert fühlen. Seit dem 21. Juli ist die UN-Koordinatorin des Entwicklungsprogramms UNDP auch für die humanitäre Hilfe im Libanon zuständig. Keine einfache Aufgabe. „Wir haben von Israel keine Zusage für einen sicheren Korridor im Libanon“, beklagt sie, während sich in Damaskus die Hilfslieferungen stapeln. Manch Konvoi, der schon auf dem Weg war, musste zurückgepfiffen werden. Deshalb wollten Hammam und ihre Teams die versprochene Feuerpause nutzen. Doch auch in jenen 48 Stunden wurden Menschen auf der Flucht getötet, empört sie sich. Möglicherweise hätten Zivilisten von der Feuerpause gehört und gedacht, nun sei es sicher genug, ihre Bunker zu verlassen, nur um dann von Luftangriffen getroffen zu werden. „Das internationale Recht entbindet die Kriegsparteien nicht von ihrer Pflicht, Zivilisten zu schützen“, mahnt Hammam.

Kaum einfacher dürfte es für sie sein, zuzuschauen, wie große Teile ihrer Arbeit zunichte gemacht werden: „Israels Bomben haben nahezu das gesamte Straßennetz systematisch zerstört“, schimpfte Hammam gegenüber BBC. Denn zu den Aufgaben der UNDP im Libanon, die sie seit Ende 2004 leitet, gehören nicht nur die Entwicklung einer effizienten Informations- und Verwaltungsstruktur, sondern vor allem Aufbauprojekte in rückständigen Gebieten wie der Region Baalbek-Hermel, die gestern Ziel massiver Luftangriffe war.

Die gebürtige Ägypterin studierte Soziologie an der Universität von Kansas. Dort promovierte sie 1976. Seitdem hat sie vor allem für das UN-Welternährungsprogramm WFP und als Direktorin im Büro des Sonderberichterstatters für Kinder in bewaffneten Konflikten im UN-Hauptquartier gearbeitet.

In ihrer Rolle als Regionalkoordinatorin ist Hammam die Repräsentantin von UN-Generalsekretär Kofi Annan im Libanon und für mehrere andere UN-Organisationen zuständig. In ihrer Antrittsrede verwies sie darauf, wie wichtig es sei, die Beziehungen zwischen den UN und der Zivilgesellschaft im Libanon auszubauen und die BürgerInnen in alle Schritte beim Erreichen der Millenniumsziele einzubeziehen. Die Zusammenarbeit mit lokalen NROs sei ihr ein besonderes Anliegen.

An diesen gutgemeinten Ansatz erinnerte sich vorige Woche wohl niemand mehr, nachdem Israel Bomben auf Kana abgeworfen hatte und 56 Menschen starben. In Beirut stürmten DemonstrantInnen das UN-Gebäude und schlugen die Einrichtung kurz und klein. Auch das erleichtert Hammam die Arbeit nicht. Und sollte der Krieg irgendwann enden, kann sie praktisch wie Sisyphos von vorn anfangen. CHRISTINE APEL