Die Kraft zum Widerstand, gesungen

BLACK HISTORY MONTH Fuasi Abdul-Khaliq erinnert an den Sound der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der sechziger Jahre

Wenn man Fuasi Abdul-Khaliq nach dem Sound der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den Sechzigern fragt, erinnert er sich an die Lieder. An „We shall overcome“, „Lift every voice and sing“ oder „Ain’t gonna let nobody turn me around“. Und er erinnert sich an die Kraft, die die Musik in einer Zeit spendete, als die schwarze Bevölkerung der USA um ihr Recht auf gesellschaftliche Gleichstellung kämpfte. „Jeder kannte diese Songs. ‚Ain’t gonna let nobody turn me around’ sangen wir auf den Märschen. Wenn die Polizei mit Hunden und Pferden kam, wurde einfach weitergesungen. Das gab die Kraft für Widerstand, wenn auf dich gespuckt wurde, Steine oder Flaschen auf dich geworfen wurden“, erzählt der 63-jährige Musiker.

Als Fuasi Abdul-Khaliq ein Teenager war, war die kulturelle Revolution in vollem Gange. Aufgewachsen in Los Angeles, ging er zum Studieren in den US-Bundesstaat Washington. An seiner Universität waren damals gerade mal sechs Studenten schwarz – von 1.200 insgesamt. „Eine Art Kulturschock“ sei das für ihn gewesen. Er begann an Studentenprotesten teilzunehmen, an Sit-ins und Demonstrationen. Die jungen Leute kämpften für mehr schwarze Professoren in den Universitäten und dafür, Afrika- und Afroamerika-Studien in den Lehrplan aufzunehmen.

Mit der Veranstaltung „Songs of the Civil Rights Movement“ erinnert der Saxofonist und Bandleader im Rahmen des Black History Month am Sonntag in der Werkstatt der Kulturen an diese Jahre des amerikanischen Freiheitskampfes. Interpretiert werden die „Songs“ von der Ebony Big Band, einer der Bands Abdul-Khaliqs, der Anfang der 90er Jahre nach Berlin kam und hier schnell Fuß fasste in der Jazz-Szene. Er brachte mehrere CDs heraus, arbeitete an Film- und Theaterproduktionen mit und war auch als Musical Director an André Hellers Show „Afrika! Afrika!“ beteiligt.

In den „Songs of the Civil Rights Movement“ werden neben bekannten Kirchenliedern Auszüge aus Duke Ellingtons „Concert of the Sacred Music“ und Max Roachs „Freedom Suite“ gespielt. Dazu gibt es Lieder von Mahalia Jackson, Nina Simone und Abbey Lincoln zu hören, während auf der Leinwand historische Aufnahmen etwa von den Auftritten Martin Luther Kings zu sehen sind. Zwischen den Stücken gibt es Erzählungen über die Ereignisse und Protagonisten von einst.

Der Black History Month wird seit 1976 in den USA (und seit 1990 auch in Deutschland) jedes Jahr im Februar gefeiert, mit dem schwarzen Amerika im Fokus von Medien, Bildungs- und Kultureinrichtungen. Ziel ist es, schwarze Identitäten zu stärken und deren eigene Kultur und Geschichte sichtbar zu machen.

Doch mittlerweile gibt es am Black History Month auch Kritik von schwarzer Seite in den USA, erzählt Fusia Abdul-Khaliq: „Einige sagen: wieso nur einen Monat für die schwarze Bevölkerung? Und dann auch noch den kürzesten Monat des Jahres. Oder andere meinen, schwarze Geschichte sei genauso amerikanische Geschichte. Und dieser Teil sollte nicht gesondert von der amerikanischen Geschichte betrachtet werden.“ Für ihn ist der Monat dennoch wichtig, denn obwohl sich viele Dinge verändert haben und die USA von einem schwarzen Präsidenten regiert werden, sei Rassismus nicht vorbei. „Es gibt heute immer noch Dinge, die verändert werden müssen, die verbessert werden müssen“, sagt der Musiker. KATJA MUSAFIRI

■ Songs of the Civil Rights Movement: 16. Februar, 20 Uhr, Werkstatt der Kulturen, Wissmannstr. 32, 10–20 Euro, im Rahmen des Black History Month im Februar. Info: werkstatt-der-kulturen.de