Sietas-Werft gerettet

SCHIFFFAHRT Russische Firma kauft Hamburger Traditionsbetrieb. Sie will investieren und die Werft mindestens acht Jahre lang weiter betreiben. Zahl der Arbeitsplätze soll von 120 auf 400 wachsen

Die traditionsreiche Sietas-Werft bleibt Hamburg erhalten. Wie am Montag bei einer Pressekonferenz bestätigt wurde, kauft die russische Firma Pella Shipyards aus Otradnoje bei St. Petersburg das Unternehmen. Pella hat zugesagt, die Werft mindestens acht Jahre lang weiter zu betreiben und 15 Millionen Euro zu investieren. Bis Ende 2016 soll die Zahl der Beschäftigten von derzeit 120 auf 400 steigen. Vor der Insolvenz waren es rund 600.

Mit der Übernahme geht eine zweijährige Zitterpartie zu Ende. Sietas war Ende 2011 insolvent geworden, weil die Umstellung vom Containerschiffbau zum Bau von Spezialschiffen die Firma überforderte und sich kein Investor fand, der sie bezahlen wollte. Zwei von drei Unternehmensteilen – die Neuenfelder Maschinenfabrik und die Norderwerft, die sich mit Reparaturen und Wartungsarbeiten befasst – konnte Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann bereits verkaufen, aber nicht die Gesellschaft mit der Schiffbauwerft. „Bei Sietas war es wirklich schwierig“, sagte Brinkmann.

Der neue Eigentümer hat die Werft wegen des Know-hows, das sie sich im Bau von Spezialschiffen – Fähren, Schleppern, Baggern – erworben hat, gekauft. Voraussichtlich am Montag wird ein Errichterschiff für Offshore-Windkraftanlagen die Werft verlassen, um im tiefen Wasser Bremerhavens seine 90 Meter langen Hubbeine verpasst zu bekommen. „Dieses Schiff gab uns die Möglichkeit, die Werft Interessenten anzubieten“, sagte Brinkmann.

Pella gehört nach Auskunft des Mitinhabers Garegin G. Tsaturov eine Werft mit gut 2.000 Mitarbeitern. Eine zweite mit 1.500 Arbeitern soll demnächst in Russland eröffnet werden. Die Firma lebe von Aufträgen staatlicher und halbstaatlicher Firmen, wie das in Russland üblich sei.

Die Stadt Hamburg, der Bund und die HSH Nordbank sind zusammen noch mit 44 Millionen Euro bei der Werft im Risiko. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) rechtfertigte das Engagement mit der Bedeutung der Werft für den Wirtschaftsstandort. Betriebsratschef Peter Bökler lobte: „Wir sind nicht einen einzigen Tag unfair behandelt worden.“  GERNOT KNÖDLER