Brutale Antwort auf Kagames Wahlsieg

RUANDA Ein Todesopfer und zahlreiche Verletzte bei Anschlag im Zentrum der Hauptstadt

AUS KIGALI SIMONE SCHLINDWEIN

Ein Motorrad liegt umgekippt auf der Straße, Mobiltelefone und Batterien liegen zerstreut im Staub. Blutlachen gerinnen auf den Pflastersteinen. Am Mittwochabend hat hier mitten in Ruandas Hauptstadt Kigali nahe dem Busbahnhof jemand eine Handgranate geworfen. Sie explodierte in der Menschenmenge, die sich an einer Straßenecke um ein paar Buden tummelte. Es war 18.45 Uhr, in Kigalis Innenstadt herrschte Feierabendverkehr. Der Amerikaner Steve Terrill, der in Kigali lebt, saß in einem Friseursalon gegenüber. „Plötzlich hörte ich einen lauten Knall, dann schleppten Männer einen blutüberströmten Mann in den Laden“, sagt er. Laut seinen Aussagen wurden rund 20 Menschen verletzt. Ruandas Polizeisprecher Eric Kayiranga bestätigt später: Sieben Schwerverletzte mussten im Krankenhaus behandelt werden. Eine Person ist mittlerweile gestorben. Drei Verdächtige wurden noch am Tatort festgenommen; ihre Identität ist nicht bekannt.

Zwei Tage nach den Präsidentschaftswahlen, die Paul Kagame mit 93 Prozent haushoch gewann, kann dieser Anschlag als politische Botschaft verstanden werden. Bei ihrer Wahlkampagne hatte Kagames Regierungspartei RPF (Ruandische Patriotische Front) in der vergangenen Wochen demonstriert: Kagame hat die Massen hinter sich – das ganze Volk folgt im Gleichschritt.

Die Explosionen sollen zeigen: Nicht alle folgen seinem Kurs – und die, die dagegensteuern, sind bereit, das Ruder auch mit Gewalt herumzureißen. Aber besonders irritiert scheint die Regierung nicht zu sein. Später am Abend und auch am Tag danach ist keine verstärkte Polizeipräsenz in den Straßen Kigalis festzustellen.