Bombe fährt schwarz

Ein herrenloser Koffer im Regionalexpress löst eine Polizeiaktion aus. Ob die Konstruktion explosiv war, ist ungeklärt. Auch über den Hintergrund des vereitelten Anschlags ist noch nichts bekannt

AUS DORTMUND GESA SCHÖLGENS

Nach dem Bombenfund in einem Regionalexpress von Hamm nach Aachen tappen die Dortmunder Polizei und Staatsanwaltschaft noch völlig im Dunkeln. „Wir sind noch ganz am Anfang unserer Ermittlungen“, sagte Christian Voßkühler, Leiter der Dortmunder Ermittlungskommission, gestern bei einer eigens angesetzten Pressekonferenz im Polizeipräsidium. Eine politische Tat wollte die Polizei nicht ausschließen. „Ein Szenario ist, dass es ein geplanter Anschlag sein könnte“, so Voßkühler. Auch eine Erpressung käme infrage, sagte der Dortmunder Kriminaldirektor Jürgen Kleis. „Allerdings haben uns noch keine erpresserischen Forderungen erreicht.“

Ein Zugbegleiter hatte am Montagnachmittag einen herrenlosen Trolley in einem kaum besetzten Zugwaggon des Regionalexpress RE1 entdeckt. Er brachte ihn ins Fundbüro am Dortmunder Hauptbahnhof, wo ein Servicemitarbeiter den Koffer öffnete. Daraufhin sperrte die Bundespolizei den Hauptbahnhof am Montagabend großräumig ab. Auch Feuerwehr, Notärzte und Rettungswagen bezogen Stellung. Spezialisten der Bundespolizei entschäften die Bombe, indem sie den Zünder mit einem Wassergewehr wegschossen. Die Bombe bestand aus einer elf Liter fassenden Propangasflasche, 4,5 Litern Benzingemisch und einem Wecker. „Der Wecker war als mögliche Zündquelle mit Kabeln an der Flasche befestigt“, sagte Staatsanwalt Henner Kruse.

Derzeit untersucht das Landeskriminalamt den Fund. Ob die Bombe tatsächlich explodiert wäre und Menschen getötet hätte, sei noch nicht völlig geklärt, sagte Polizeidirektor Kleis. Er hält den Aufbau der Apparatur aber für „professionell“. Möglicherweise habe die Bombe vorher bereits gezündet, sei aber nicht explodiert: „Das ist schwer festzustellen, weil der Wecker zerstört wurde“, sagte Kruse. „Wäre die Vorrichtung in einem Waggon hochgegangen, hätte sie enormen Schaden angerichtet. Menschen in unmittelbarer Nähe wären verletzt worden“, sagte Kleis.

Die Polizei hat eine Sonderkommission gebildet und sucht nun nach weiteren Zeugen, die in dem Regionalzug mitgefahren sind und etwas beobachtet haben.

Sachdienliche Hinweise: 0231-1327723