So schreiben Sie richtig

Wer die Reform seit 1998 ignoriert und die alten Regeln behalten hat, ist teilweise wieder auf der Höhe der Zeit. So orientiert man sich bei Zusammensetzungen mit Verben etwa wieder an der Betonung: offen sagen wird hinten, offenlegen vorne betont, so ergibt sich die altneue Schreibweise fast zwanglos – für den, der das Wort und seine Verwendung kennt. Andere müssen hoffen, richtigzuliegen (!); richtig liegen darf man jetzt (wie einst) nur in Texten, in denen man richtig liegt. In vielen anderen Fällen, wo wörtliche und übertragene Bedeutung doch nicht so klar abzugrenzen ist, ist Zusammen- wie Getrenntschreibung richtig – was die Entscheidung weder leichtmacht noch leicht macht – beide Varianten sind zulässig.

Auch beim Duzen gilt wieder ganz die alte Schreibung. „Für dich“, „ich grüße euch“ sind immer richtig, man darf aber auch einen Großbuchstaben verwenden, vorausgesetzt, die geduzte Person soll den Text lesen.

Bei vielem/Vielem ist die Großschreibung Trend. Alle Adjektive, die in Kombination mit einem Substantiv irgendwas Eigenständiges ausdrücken sollen, dürfen großgeschrieben werden, selbst der Schwarze Mann im Schornstein, der Heilige Krieg egal welcher Religion, Kleine Anfragen, Große Koalitionen oder der Weiße Sport. Klein geht’s auch, aber das hat dann ja keinen Ausnahme-, sondern schnöden Regelcharakter.

Im Zweifel entscheidet – natürlich auch dies nicht verbindlich – der Duden, dazu hat er in seiner neusten Auflage die vorzugswürdigen Varianten gelb markiert, sodass er ziemlich nach Chemie stinkt. Aber das Reformtheater, zumindest sein dramatischster Akt, ist jetzt wenigstens vorbei. MATTHIAS FINK