DAUMENKINO
„Das A-Team“

Er kann einfach nicht töten, sagt der Riese mit gesenktem Blick. Seinen früheren Mohawk hat er sich deshalb auch nicht mehr ausrasiert. Das liegt an irgend einem Schwur, aber das ist, wie hier jede Charakterzeichnung, herzlich egal. Was zählt: B.A. Baracus tötet nicht. Denn: Das ist „Das A-Team“. Und jeder weiß, dass in der Serie am Ende noch der wüstesten Ballerei alle hustend aufstehen und sich den Staub abklopfen. Gestorben wird woanders.

„A-Team“ also ist Kult und das heißt: Über einer verkrusteten Struktur liegt eine Textur an Codes und Insiderwitzen, die sich durch permanente Insistenz beim Publikum einmassieren. So ist auch die rund 25 Jahre zu spät nachgeschobene Kinoadaption maßgeblich damit beschäftigt, die beim Publikum eingetrichterten Schnipsel allesamt wieder in die eigene Textur einzupflegen – willkommen in der Zitatwüste! B.A. also bringt keinen um und hat Flugangst, Hannibal raucht Zigarre, funktionierende Pläne werden geliebt, Murdock ist ein verrücktes Huhn, Face ein Charmeur, regelmäßig wird Unwahrscheinliches gebastelt, und im Score stecken immer mal wieder Töne der bekannten A-Team-Melodie, die erst am Schluss in ganzer Pracht ertönen darf. Überdies popkulturell Bewanderte lesen Baracus’ Tätowierungen als Hommage an dessen ursprünglichen Darsteller Mr. T: „Pity“ und „Fool“ steht auf den Fingerknöcheln, der Ausspruch „I pity the Fool“ ist, siehe YouTube, Mr.Ts Markenzeichen.

Worum es geht? Schon fast egal. Vier Irakveteranen werden bei einem mauschelig orchestrierten Einsatz Opfer einer Intrige und landen im Militärgefängnis. Wider alle Wahrscheinlichkeiten gelingt nicht nur der Ausbruch, sondern auch eine Reprise des ursprünglichen Einsatzes, um die eigene Unschuld unter Beweis zu stellen.

Gestrickt ist das mit heißer Nadel, zugute halten muss man aber der Technik, dass dabei gelegentlich sehr formidabler Bullshit aufgetischt wird: Die genüsslich ausgewalzte Flucht aus einem Jumbojet in einem Panzer an Fallschirmen ist von herzlich ehrlichem Irrwitz und hat das Zeug zum Klassiker. Man bestaunt sie ebenso ungläubig wie das kataklystische Dominospiel mit Frachtcontainern am Hafen, das die Kulisse für den Showdown stellt.

Am besten ist „Das A-Team“ also immer dann, wenn es sich ganz auf die Qualitäten eines zersplitternden Attraktionskinos verlässt. Der Rest dazwischen ist bloße Ruine aus den Achtzigern.

THOMAS GROH

■ „Das A-Team“. Regie: Joe Carnahan. Mit Liam Neeson, Bradley Cooper u. a. USA 2010, 121 Min.