Gut oder schlecht, das zeigt die Zeit

HERTHAS MILLIONENDEAL

Üblicherweise wollen Investoren Rendite

Seit einer Woche ist alles anders bei Hertha. Und ein bisschen auch in der Bundesliga. Denn zum ersten Mal hält eine Private-Equity-Gesellschaft, also eine reine Kapitalbeteiligungsgesellschaft, Anteile an einem deutschen Fußballklub. Und das ausgerechnet beim Zweitliga-Aufsteiger aus Berlin. Herthas 61,2-Millionen-Deal mit dem US-Investor KKR, der nun zunächst 9,7 Prozent am vom Verein ausgegliederten Profibereich erworben hat, lässt auch weiterhin vieles im Unklaren: Was soll der Deal?

Üblicherweise wollen Investoren wie KKR die schnelle Rendite, sie übernehmen ein Unternehmen und verkaufen es – gerne in Einzelteile zerlegt – weiter. Bei Hertha kann KKR aber kein Mehrheitseigner werden, das verbieten die Statuten der Deutschen Fußballliga. Andererseits kann KKR aber per Option ein Drittel der Anteile an Hertha übernehmen – und damit Vetorechte im Aufsichtsrat erlangen.

Ein Satz bringt die Unwägbarkeiten des Deals auf den Punkt: „Der Charakter der Vorauszahlung ist ja gerade, dass die Höhe der Rückzahlung nicht feststeht, sondern von bestimmten wirtschaftlichen Kriterien abhängt“, sagte Herthas Finanzchef Ingo Schiller in der Süddeutschen Zeitung.

Es ist müßig, die Unwägbarkeiten zu diskutieren. Ob dieser Deal nun gut oder schlecht ist, wird die Zeit zeigen. Die sportliche Entwicklung wird dieses Thema ohnehin schnell überlagern. Von dem Deal mit KKR wird nur im Worst Case noch jemand sprechen. Klar kann sich ärgern, wer seinen Klub nicht als Spekulationsobjekt sehen will. Sportlicher Erfolg aber würde die Fans sehr, sehr schnell alle negativen Szenarien vergessen lassen.

Schließlich träumen die Fans ja auch jetzt schon von den Möglichkeiten des Deals. Fan Walter schreibt im Hertha-Forum: „Freuen wir uns darauf […], vielleicht erlebe ich auf meine schon etwas älteren Tage ja noch einmal ein Highlight, Meisterschaft, Pokal, Champions League, irgend so etwas.“

Wenn Hertha sportlich den Weg der vergangenen eineinhalb Jahre nüchtern und mit Luhukay’schem Pragmatismus weitergeht, hat der Klub ohnehin wenig zu befürchten. Gefährlich wird es erst dann, wenn man aus den – vergleichsweise geringen –finanziellen Mitteln Walters Träume zu schnell erzwingen will. Dann ist plötzlich auch ein Worst Case näher als man derzeit glaubt. JENS UTHOFF