Auf das Ausland ist derzeit Verlass

KONJUNKTUR Die deutsche Wirtschaft exportiert so viel wie seit Beginn der Krise nicht mehr. Dabei scheint sich die Volksrepublik China unentbehrlich zu machen – sowohl als Absatzmarkt als auch als Lieferland

BERLIN afp/taz | Der deutsche Export lässt die Krise hinter sich. Im Juni führten die Unternehmen hierzulande Waren im Wert von 86,5 Milliarden Euro aus, das ist der höchste Stand seit Oktober 2008, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Das Niveau von vor der Krise ist damit allerdings bei Weitem noch nicht erreicht. Wirtschaftsverbände wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) oder der Außenhandelsverband BAG gehen davon aus, dass der Anschluss an den Rekordwert von 984 Milliarden Euro vielleicht 2011 „in greifbare Nähe“ rückt.

Die Exporte nahmen im Vergleich zum Juni des Krisenjahres 2009 um 28,5 Prozent zu, wie die Statistiker mitteilten. Im Vergleich zum Mai kletterten sie um 3,8 Prozent. Im Februar, März und Mai hatten die Ausfuhren im Vormonatsvergleich sogar noch stärker zugelegt, im April dagegen gab es einen überraschenden Rückgang.

Grund für das Anziehen des Außenhandels sind die jetzt erst richtig wirkenden massiven Konjunkturprogramme in den USA und China, aber auch in anderen europäischen Ländern. Während aber in den USA und Japan bereits über weitere Impulse diskutiert wird, haben die europäischen Regierungen inzwischen Sparpakete aufgelegt. Und China wird in nächster Zeit vor allem gegen das Überhitzen der Konjunktur ankämpfen, also ebenfalls eher dämpfende als stimulierende Maßnahmen beschließen.

Experten der deutschen Außenhandelskammern erwarten einer DIHK-Umfrage zufolge trotzdem ein Exportwachstum von mindestens 11 Prozent in diesem und 8 Prozent im kommenden Jahr.

Die größten Zuwachsraten wird demnach die Umwelttechnik erzielen. In Schwellenländern wie Indonesien oder Brasilien würden für Aufbau und Modernisierung industrieller Anlagen Maschinen aus Deutschland gebraucht.

Wichtigster deutscher Handelspartner ist inzwischen China. Nachdem das Land schon der wichtigste Absatzmarkt außerhalb der EU ist, wird es nach Einschätzung des DIHK-Außenwirtschaftsexperten Axel Nitschke in diesem Jahr auch zum wichtigsten Lieferland aufsteigen. China verkaufe dabei längst nicht mehr nur Textilien oder Spielwaren nach Deutschland, sondern verstärkt auch Computer oder Maschinen.