Eon muss für Endesa bluten

Nach langem Hin und Her hat die Energiebehörde dem deutschen Konzern die Übernahme der spanischen Endesa erlaubt. Allerdings legt die Behörde Eon enge Zügel an. Die Düsseldorfer sind nicht begeistert und prüfen nun rechtliche Schritte

Eon darf noch größer werden – muss dafür aber einen hohen Preis zahlen. Denn nur unter strengen Auflagen will Spaniens Energiebehörde CNE der Übernahme des spanischen Stromkonzerns durch Eon. Zum Beispiel müsste sich Eon im Falle einer Übernahme von 32 Prozent der Endesa-Kapazitäten in Spanien trennen. Insgesamt umfasst der Katalog 19 Auflagen. Danach darf Eon zwar seine Anteile an den meisten der spanischen Atomkraftwerke behalten, darf sie aber nicht mehr kontrollieren. Eines der Kraftwerke müsste der deutsche Konzern im Falle einer Übernahme sogar verkaufen.

Eon ringt seit Monaten um die Übernahme von Endesa. Die Düsseldorfer bieten 29,1 Milliarden Euro und damit deutlich mehr als der spanische Konkurrent Gas Natural. Mit der Übernahme würde Eon zum weltgrößten Energieversorger aufsteigen. Allerdings favorisiert die spanische Regierung eine Fusion innerhalb des Landes. Das Anliegen des spanischen Ministerpräsidenten José Luis Rodríguez Zapatero, der unbedingt einen „nationalen Champion“ mit einer Fusion aus Gas Natural und Endesa schaffen wollte, ist mit der Entscheidung der Behörde gescheitert. Allerdings bieten die umfangreichen Auflagen auch Chancen für die übrigen spanischen Stromerzeuger, Kapazitäten von Endesa zu übernehmen oder selbst zu fusionieren.

Denn Endesa soll nach dem Willen der CNE auch die Energiegewinnung und -versorgung auf den Kanarischen Inseln aufgeben und sich auch von den Balearen und aus Ceuta und Melilla zurückziehen, wo das Unternehmen Öl-, Gas- und Kohlekraftwerke mit immerhin 15 Prozent seiner gesamten spanischen Kapazitäten betreibt.

Grundsätzlich legt die Behörde Eon enge Zügel an. Der deutsche Konzern muss Endesa zehn Jahre lang als juristisch eigenständiges Unternehmen weiterführen und darf keinen einzigen der Geschäftsbereiche in Eon integrieren. Eon muss die spanische Energiebehörde zudem jedes Quartal über die Finanzsituation bei Endesa informieren. Sollte in den nächsten zehn Jahren ein dritter Konzern mehr als 50 Prozent von Eon kaufen, kann Spanien den erneuten Verkauf von Endesa erzwingen.

Endesa treffen die Auflagen auf Grund seines Energiemixes besonders hart. So hat die Energiegewinnung aus Kohle mit 40 Prozent an den Gesamtkapazitäten des Unternehmens einen einen sehr hohen Anteil, während in ganz Spanien die Kohle nur noch bei 30 Prozent liegt. Auch die Atomkraft steuert bei Endesa mit 25 Prozent mehr zu den Kapazitäten bei als im spanischen Strommarkt (22 Prozent). Gaskraftwerke, die von den Auflagen gar nicht betroffen sind, haben bei Endesa hingegen jedoch deutlich weniger Bedeutung als bei anderen spanischen Unternehmen.

Die spanische Energieaufsicht, ein rein politisches Gremium mit vier Ratsmitgliedern der Opposition und fünf der Regierung, begründet die umfangreichen Auflagen in ihrem Katalog wieder mit der „strategischen Bedeutung“ des Sektors, insbesondere im Falle der subventionierten Energieversorgung der Inseln oder der Bedeutung der Energiegewinnung für die heimische Kohle. Die Auflagen zu den Atomkraftwerken begründet die Behörde ihre Auflage mit der sensiblen Betriebssicherheit der Anlagen.

Eon reagierte nicht gerade begeistert. Der Konzern erklärte in Düsseldorf, er halte sich rechtliche Schritte gegen die Auflagen vor. Für diese Restriktionen gebe es „keine Berechtigung“. Eon müsse die Auflagen aber erst noch im Einzelnen prüfen, nachdem die Entscheidung in schriftlicher Form in der Konzernzentrale eingegangen sei.

HANS-GÜNTER KELLNER