Kommandeur einer zahnlosen Truppe

Ende Januar 2004 berief UN-Generalsekretär Kofi Annan Generalmajor Alain Pellegrini zum Kommandeur der UN Interim Force in Libanon. Zu diesem Zeitpunkt dauerte deren Interimseinsatz bereits 26 Jahre. Die Unifil oder Finul, wie die Franzosen sie nennen, wurde im März 1978 nach Hilferufen der libanesischen Regierung im Südlibanon stationiert, um den Rückzug der israelischen Armee zu überwachen.

Pellegrini wurde 1946 im idyllischen westfranzösischen Städtchen La Flèche geboren. Mit 20 Jahren trat er als Kadett in die Militärakademie von Saint-Cyr ein. Danach machte er Abschlüsse an der Schule für Militärpersonal sowie der Generalstabsschule in Paris. Er hat mit seiner Frau Maryse einen Sohn. Pellegrini gilt als zurückhaltend. In der Öffentlichkeit meldet er sich kaum zu Wort.

Bevor er das Unifil-Kommando von seinem Vorgänger Lalit Mohan Tewari übernahm, hatte Pellegrini bereits eine Reihe Einsätze hinter sich. So kommandierte er das französische Marineregiment in Fréjus. Er diente als Berater des Verteidigungsministers von Benin sowie als Militärattaché in der französischen Botschaft in Beirut. Während des Bosnienkrieges war er im Auftrag der Unprofor 1995–96 in Bosnien-Herzegowina stationiert. 2000 leitete der damalige Colonel die Afrika- und Nahostdivision des Militärgeheimdienstes in Paris. Von Juli 2001 an war er Sonderberater des französischen Stabschefs für die Truppen in Nahost und Afrika.

Derzeit unterstehen Pellegrini am Stützpunkt Naqouranoch rund 2.000 Soldaten, die von China, Frankreich, Ghana, Indien, Irland, Italien, Polen und der Ukraine entsandt werden, sowie 50 UN-Beobachter. Gestern wurde erneut deutlich, wie schwierig die Unifil-Mission ohne robustes Mandat ist: Vier UN-Soldaten wurden bei einem israelischen Angriff in Chijam getötet. Seit Gründung der Mission kamen 257 ihrer Mitglieder ums Leben, mehr als 80 von ihnen bei Angriffen.

Kritische Beobachter bezeichnen die Blauhelmtruppe als „zahnlos“, da sie seit ihrer Gründung zum Zuschauen verdammt sei. Ihre Mission, die Regierung in Beirut bei der Wiederherstellung ihrer Autorität zu unterstützen, ist ein schier aussichtsloses Vorhaben. Im Zuge der Diskussion um eine UN-Schutztruppe mit robustem Mandat hatte Pelligrini zuletzt Libanons Premierminister Fuad Siniora vorgeschlagen, eine Einsatzgruppe aus Unifil- und libanesischen Soldaten zusammenzustellen, um effektiver handeln zu können. Entschieden ist darüber noch nicht.

Das Unifil-Mandat muss alle sechs Monate verlängert werden. Ob Pellegrini weitermachen soll, entscheidet sich am 31. Juli. CHRISTINE APEL