leserinnenbriefe
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„Wir bleiben gemeinsam Eltern“

■ betr.: „Selbstmitleid im Szenecafé“, taz vom 30. 7. 10

Was angesichts der Scheidungsraten in unserem Land fehlt, ist eine Kultur des gemeinsamen Erziehens jenseits der Ehe. Mir und meiner Exfrau war klar, wir können uns scheiden lassen, aber wir bleiben gemeinsam Eltern, tragen die Verantwortung und Lasten gemeinsam. Wir sind nur 300 Meter auseinander gezogen. Uns war es wichtig, das gemeinsame soziale Umfeld unserer Tochter zu erhalten und ihr die Möglichkeit zu geben, Papa und Mama unkompliziert jeden Tag zu sehen. Ein Kind ist eine lebenslange Verantwortung und Aufgabe. Voraussetzung ist die Bereitschaft im Interesse des Kindes, die Verletzungen beiseitezuräumen, um den Blick freizubekommen, und die tiefe Überzeugung, dass ein Kind Mama, Papa und die ganze Familie drum herum braucht. Das gerade erfolgte Urteil zum Sorgerecht, das nun automatisch beide erhalten, ist da ein überfälliger Schritt. ALFRED SIEWE-REINKE, Karlsruhe

Keine feministische Haltung

■ betr.: „Selbstmitleid im Szenecafé“, taz vom 30. 7. 10

Was heißt hier „Jammern auf hohem Niveau“? In der heutigen Zeit ist es insbesondere zu kritisieren, dass die Mütter alleingelassen werden, dass ihnen kaum einer hilft. Dabei sollte betont werden, dass schon ein Kind aufzuziehen ein Vollzeitjob ist. Dass 41 Prozent aller alleinerziehender Mütter von Hartz IV abhängen, was bekanntermaßen nicht gerade identitätsfördernd ist, ist wohl mehr als alarmierend. Die Forderung von Frau Schmollack: „Sucht euch einen Job“, ist keine bewundernswerte feministische Haltung, sondern schlicht das Übersehen sozialer Brennpunkte! Die Parole, die hier mitschwingt, das „Man muss es nur wollen“, stinkt nach neoliberaler Kurzsichtigkeit. NATALIA PAVLOVIC, Augsburg

Durchdachte „Abrechnung“

■ betr.: „Selbstmitleid im Szenecafé“, taz vom 30. 7. 10

Ich bedanke mich bei Frau Schmollack für ihre detaillierte und durchdachte „Abrechnung“ mit larmoyanten Tussies, die nun alle anderen für ihr Existenzminimum verantwortlich machen, außer sich selbst! Auch im Westen gab es genug Frauen, die trotz Kindern und gut verdienendem Ehemann arbeiten gegangen sind, ihre Karrieren (auch ohne Omas Hilfe) auf- und ausgebaut haben und nach der Scheidung eben nicht dem vorherigen Lebensstandard nachtrauern mussten. Und ich habe mich auch darüber geärgert, dass die Arbeit von uns „Altfeministinnen“ so wenig, gerade bei intellektuellen (?) jungen Frauen, erreicht hat. MALU WÜRTZ-WERNTHAL, Ettlingen

„Zickenkrieg“ amüsiert Männer

■ betr.: „Selbstmitleid im Szenecafé“, taz vom 30. 7. 10

Wer um alles in der Welt verbietet Müttern, ihre Kinder nach der Trennung beim Vater zu lassen? Eine männerdominierte Rechts-, Arbeits- und Lebenswelt, der es Frauen oft schwer macht, Versorgungsansprüche der Kinder durchzusetzen, würde anders reagieren, wenn Frauen ganz selbstverständlich ihre Kinder den Vätern überlassen würden. Argumente, dass das nicht geht, sollten genau überprüft werden, welchem Zweck sie dienen. Es ist eine Schande zuzulassen, dass Frauen sich gegenseitig zuschieben, die falsche Gesinnung zu haben. Entweder vom Versorgungsgedanken nicht lassen zu können oder versuchen, alles unter einen Hut zu bekommen. Die Väter und alle Männer, die dieses durch ihre Haltung dulden, mittragen oder mitzuverantworten haben, werden sich mal wieder die Hände reiben und dem „Zickenkrieg“ amüsiert zuschauen. ANDREA EWALD, Roth