Alpenluft statt Staub

Die Schweiz leidet unter Feinstaub und will die Abgasvorschriften verschärfen – wenn nötig, allein

BERLIN taz ■ Die Schweiz will im Kampf gegen den Feinstaub eine Vorreiterrolle einnehmen. Als erstes Land in Europa will sie die Abgasvorschriften für Dieselfahrzeuge verschärfen und damit die Euro-5-Norm schon ab kommendem Jahr erfüllen. Dazu müssen die Rußgrenzwerte für Dieselfahrzeuge von 25 auf 5 Milligramm pro Kilometer reduziert werden.

„Der Dieselruß ist der gesundheitsgefährdendste Bestandteil des Feinstaubs“, sagt Giovanni D’Urbano vom Bundesamt für Umwelt in Bern. Beim letzten EU-Umweltministertreffen in Finnland warb der Schweizer Bundesrat und Umweltminister, Moritz Leuenberger, bei seinen Kollegen entsprechend um Unterstützung. Die EU will die neuen Grenzwerte aber erst 2008 bis 2011 schrittweise einführen. Begründung: Wegen der verschärften Vorschriften müssten alle Dieselfahrzeuge mit einem Rußpartikelfilter ausgerüstet werden. Dies sei aufwändig und führe zu Mehrkosten.

Die Schweiz will ihren Autofahrern nicht so viel Zeit lassen. Wenn neue umweltfreundliche Technologien zur Verfügung stünden, dann müssten sie auch genutzt werden, meint D’Urbano. Derzeit lässt die Regierung in Bern die neue Rußnorm von der Welthandelsorganisation (WTO) beurteilen. So soll verhindert werden, dass die einseitige Einführung als Handelshemmnis gewertet wird.

Das Engagement der Schweiz erstaunt nicht. Schließlich kriegt das Alpenland die Feinstaubbelastung besonders heftig zu spüren. Das liegt vor allem an der Geografie. Eingezwängt zwischen Jura und Alpen, liegen die großen Städte des Landes vor allem im Winter unter einer dichten Hochnebeldecke. „Die Topografie begünstigt die Ansammlung von Schadstoffen“, erklärt D’Urbano.

Als die Belastung im letzten Winter zu groß wurde, griffen mehrere Kantone zu Sofortmaßnahmen und reduzierten die Höchstgeschwindigkeit auf den Autobahnen vorübergehend auf 80 Stundenkilometer. „Diese Aktion hat die Bevölkerung sensibilisiert“, sagt Adrian Stiefel vom WWF Schweiz. Langfristig müssten aber andere Maßnahmen her. Stiefel begrüßt die Euro-5-Norm, fordert aber mehr finanzielle Anreize zur Schadstoffreduktion: „Da sind wir immer noch zu langsam.“ Und dies, obwohl in der Schweiz strengere Vorschriften gelten als im EU-Raum: So darf der Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter nur an einem Tag überschritten werden. In der EU an 35. DANIEL BÖHM