Opfer der Gewinne

Die Gewerkschaft ver.di befürchtet den Verlust von weiteren 2.000 Jobs in der Versicherungsbranche

Für Fachsekretär Berthold Bose von der Gewerkschaft ver.di ist die Strategie der Versicherungskonzerne eine Kampfansage. Während es früher ein ungeschriebenes Gesetz gegeben habe, gravierende Veränderungen im Einklang zu regeln, sei dieser Konsens aufgekündigt worden. „Um die Aktienkurse und Gewinne zu puschen, betreibt die Versicherungswirtschaft Kostensenkungsprogramme auf dem Rücken der Beschäftigten“, so Bose. „Dies trifft den Versicherungsstandort Hamburg schwer, in den nächsten Monaten stehen 2.000 Jobs zur Disposition.“

So legte Uwe Grund, Vize-Landeschef der Gewerkschaft, gestern eine Jobabbau-Liste der internationalen Konzerne vor: die italienische Generali-Gruppe mit der Volksfürsorge, der französische Axa-Konzern mit der DBV-Winterhur, das Ergo-Konsortium mit der Hamburg-Mannheimer oder die Talanx-Gruppe mit der hanseatischen Aspecta und nicht zuletzt Züricher- oder Allianz-Versicherung. „Es ist bedrohlich, weil die Entscheider und Finanzvorstände sonst wo in Europa sitzen“, beklagt Grund, „und die Bindung zum Standort Hamburg gering ist.“

Dabei geht es der Versicherungsbranche gut. Nach dem „Schock“ 2002, als die Konzerne beim Börsencrash „Milliarden versenkt haben“, so Grund „sind alle Verluste wieder wettgemacht worden“. Trotzdem werde die Strategie der Kostensenkung und der Konzentration vorangetrieben. Die Devise laute: „Fusionieren, zerschlagen und ausgründen.“

„Wir werden versuchen, die Vorstände wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen“, kündigt Bose an. Wenn ver.di auch manche Entscheidung nicht verhindern könne, müssten die Auswirkungen für die Mitarbeiter so gering wie möglich gehalten werden – notfalls durch die Durchsetzung von Transfergesellschaften. KAI VON APPEN