GERHARD GOLLNEST, SPIELZEUGHERSTELLER
: Der hartnäckige Helfer

■ baut mit seinem Partner Schulen für Kinder in Entwicklungsländern. In Güster renoviert er mit Bürgern eine Schule. Foto: privat

Im Büro des Geschäftsführers des größten Spielzeughersteller Norddeutschlands hängt ein Poster von Marx. „Wir sind so anarchisch wie unsere Zielgruppe“, sagt Gerhard Gollnest über sich und die 117 Mitarbeiter des Handelshauses Gollnest und Kiesel. Vor rund 30 Jahren begann der Kaufmann mit seinem Geschäftspartner, mit Fußmatten und Leuchtstoffröhren zu handeln, später mit Holzspielzeug. Ihr Geschäftssitz war ein hinten zugemauerter Torbogen. Heute verkaufen sie jährlich 20 Millionen Spielwaren in 15 Ländern. Aber nur im Einzelhandel, Discounter beliefern sie generell nicht.

Nun hat Gollnest zufällig im Radio gehört, dass der Polizei die Ressourcen fehlten, um Vergehen an Kindern im Internet zu verfolgen. „Gerade als Spielzeughersteller tragen wir eine Verantwortung für Kinder“, sagt er. Seine Firma pflanzt daher jedes Jahr rund 25.000 Bäume in Schleswig-Holstein. Einen für jedes Neugeborene im Land. Um auch der Polizei zu helfen, rief er kurzerhand andere Unternehmer zur Unterstützung auf. Wie diese Hilfe konkret aussehen könnte ist noch unklar – Gollnest wartet auf den Rückruf des Innenministeriums und der Polizei.

Die Sprecherin des Landespolizeiamtes Schleswig-Holstein, Jessica Wessel, ist skeptisch: „Als Exekutiv-Organ muss die Polizei unabhängig bleiben – wir dürfen überhaupt keine Spenden annehmen.“ Dazu führte sie die „Winterreifen-Aktion“ an, bei der besorgte Bürger Wind davon bekommen hatten, dass die Polizei selbst bei Schnee und Glätte nur Allwetter-Reifen fahre. Den Spendenangeboten musste die Polizei zur Wahrung der Neutralität die kalte Schulter zeigen.

Doch so leicht gibt Gollnest nicht auf. Im ersten Jahr seiner Baumpflanz-Aktion wollte sich der Spenden ebenfalls niemand annehmen. Daraufhin schrieb das Unternehmen einen freundlichen Brief an die damalige Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) und erklärte darin für den Fall, dass sich weiterhin niemand zuständig fühle, würden täglich 1.000 Bäume an Privatadresse der Ministerpräsidentin geliefert werden. „Wir können in solchen Dingen ziemlich hartnäckig sein“, fügt Gollnest hinzu.HOLGER FRÖHLICH