Diplomatie gesucht

SÜDAMERIKA Venezuela will einen Friedensplan für die Region vorlegen – Inhalt unbekannt

BUENOS AIRES taz | Bei einer Sondersitzung im ecuadorianischen Quito wollen am heutigen Donnerstag die Außenminister der Union Südamerikanischer Staaten (Unasur) über den jüngsten Streit zwischen Venezuela und Kolumbien beraten, der vergangenen Freitag zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen geführt hatte. Alle zwölf Mitgliedsstaaten haben ihr Kommen zugesagt.

Venezuelas Außenminister Nicolás Maduro wirbt seit Tagen bei den Regierungen von Argentinien, Brasilien, Bolivien, Paraguay, Uruguay und zuletzt Chile für die Aufstellung eines Friedensplans für die ganze Region. Konkrete Vorschläge ließ er jedoch nicht verlauten. Was immer Venezuela aber auf den Tisch legen wird: Kolumbiens Noch-Präsident Álvaro Uribe hat bereits verkündet, jegliche Initiative für einen Friedensplan abzulehnen, weil das den angeschlagenen Guerilleros in seinem Land nur eine Erholungspause verschaffen würde. Stattdessen will Kolumbiens Außenminister Jaime Bermúdez Beweise dafür vorlegen, dass Venezuela den Guerillagruppen Farc und ELN Unterschlupf gewährt.

Uribes designierte Nachfolger Juan Manuel Santos hält sich derweil bedeckt. Bevor er am 7. August sein Amt antritt, hatte er in den letzten Tagen seine Vorstellungsrunde in den südamerikanischen Nachbarstaaten ohne viel Getöse absolviert. Ein Motiv, die Beziehungen zu Venezuela wieder zu normalisieren, hat ihm das kolumbianische Statistikamt jedoch gerade vorgerechnet: Seit Venezuela vor einem Jahr die Handelsbeziehungen mit Kolumbien eingefroren hat, haben die kolumbianischen Exporteure ihren wichtigsten Absatzmarkt verloren. So sind die Exporte nach Venezuela im vergangenen Jahr um 2 Milliarden auf 4 Milliarden Dollar gesunken. Von Januar bis Mai 2010 wurden Waren im Wert von 652 Millionen Dollar exportiert – gut 75 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. JÜRGEN VOGT