DIE KLEINE WORTKUNDE[unfassbar]

Kaum ein Wort ist im Zusammenhang mit dem Loveparade-Desaster so häufig strapaziert worden wie „unfassbar“. Unfassbar, wie das passieren konnte. Unfassbar, dass dabei Menschen ums Leben gekommen sind – und unfassbar schlechte Musik übrigens, die dort lief. Wenn irgendwas „unfassbar“ sein soll, also „nicht zu fassen“ und mithin „rätselhaft“, dann muss man ebenso hellhörig werden wie bei dem notorisch falsch gebrauchten Adjektiv „tragisch“ oder der immer wieder dümmlichen Frage nach dem „Warum“. Warum nicht? „Shit happens“ bekanntlich, und die Katastrophe von Duisburg war durchaus „fassbar“, wenn nicht sogar absehbar, sie hatte Gründe, es gibt Verantwortliche. Mit „unfassbar“ gemeint ist wahrscheinlich eher „bestürzend“ und dass man sich den Schrecken vor Ort nicht vorstellen kann oder will, warum auch? Unfassbar ist also etwas anderes. Zum Beispiel die Obszönillionen, mit denen BP-Clown Tony Hayward sich seinen Abgang vergolden lässt. FRA