LESERINNENBRIEFE
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Es geht ums Geld

■ betr.: „Mit geht’s besser“, sonntaz vom 24. 7. 10

Ideologisch überfrachtet sei die Debatte um Homöopathie und emotionsgeladen, meint Claudia Witt und empfiehlt sich im Interview als kühle und quasi neutrale Analystin auf einem ach so vernachlässigten Forschungsgebiet. Dabei geht es wieder mal nicht um Gefühle oder Weltanschauung, sondern vor allem ums Geld. Die deutsche Homöopathen-Branche dürstet es nach wissenschaftlicher, ja universitärer Legitimation, um ihre Mixturen besser verkaufen zu können. Vorzugsweise inklusive Kassenerstattung.

Entgegen Frau Witts Behauptung steht hinter der homöopathischen Lehre nichts anderes als der Placebo-Effekt, wie zahlreiche Studien ernstzunehmender Wissenschaftler längst erwiesen haben. Es gibt daher schlicht keinen Bedarf, zum x-ten Male neu die Unwirksamkeit von absurd hohen Verdünnungen unter Beweis zu stellen. Auch hinter der von Frau Witt bereits erfolgreich in die Kassenerstattung promoteten Akupunktur steckt weniger Lehre als Leere: Der Effekt tritt genauso auf, wenn die Nadeln irgendwo statt nach Vorschrift gesetzt werden. Traurigerweise hatten weder Vorstand noch Aufsichtsrat der Charité das Rückgrat, das Stiftungsgeld dankend abzulehnen und die Pseudowissenschaft dort zu belassen, wo sie hingehört: vor die Türen einer Universität. WALTER NEUGEBAUER, Berlin

„Wer heilt, hat recht“

■ betr.: „Mit geht’s besser“, sonntaz vom 24. 7. 10

Es sollte immer noch der alte medizinische Grundsatz gelten: „Wer heilt, hat recht“. Und in etlichen Fällen lässt sich nachweisen, dass die Homöopathie in der Lage ist, spektakuläre Heilungen selbst in vermeintlich aussichtslosen Fällen zu erreichen. Die Schulmedizin spricht dann von „Spontanremission“, was gleichfalls nichts erklärt und nur der Verschleierung des Behandlungserfolgs komplementärmedizinischer Heilmethoden dienen soll. Ich selbst habe schon mehrfach erlebt, wie selbst in schulmedizinisch als aussichtslos beurteilten Fällen, Homöopathie, gewissenhaft angewandt, in der Lage ist, wahre Wunder zu wirken, z. B. 1980 im Falle einer chronischen Schilddrüsenerkrankung. Statt lebenslang Euthyroxin (ein schulmedizinisches Schilddrüsenhormon) einnehmen zu müssen, genügte hier eine dreimonatige Behandlung mit „Spongia D6 (DHU)“, um eine – bis heute – lebenslang wirkende Heilung zu erzielen.

MICHAEL HEINEN-ANDERS, Köln

Belebende Lebenskraft

■ betr.: „Mit geht’s besser“, sonntaz vom 24. 7. 10

Richtig schlimm wird es, wenn Frau Prof. Witt behauptet, „es gibt keine plausible Antwort, wie etwas wirken könnte, in dem nichts drin ist.“ Wohlgemerkt nicht „wirkt“, sondern „wirken könnte“. Mangelt es an Vorstellungskraft, was plausibel ist, oder sind die ideologischen Scheuklappen einfach zu groß? Die Interview-Autorin wäre besser beraten gewesen, Menschen zu fragen, die sich wirklich um diese Fragen bemühen. Allen voran den Begründer der Homöopathie S. Hahnemann, der von der „belebenden Lebenskraft“ im Menschen schreibt. Mit anderen Worten, es geht um etwas, das jenseits der derzeitigen konventionellen medizinischen Betrachtungsweise ist, so dass daher mit dieser konventionellen Betrachtungsweise auch gar keine Erkenntnisse möglich sind. Wer nun aber meint, dass es hier um mystische, längst überholte Ansichten geht, liegt genau verkehrt. Im Geleitwort zu G. Vithoulkas Buch „Die wissenschaftliche Homöopathie“ schreibt Prof. A. M. Klaus Müller „Dass die naturwissenschaftliche Medizin sich auf die ‚klassischen‘ Begriffe der Apparate zurückzieht bzw. willkürlich beschränkt, hat u. a. zur Folge, dass die wesentliche Dimension des Menschen, Bewusstsein zu haben, vollständig ausgeblendet wird.“ Weiter schreibt Vithoulkas, dass nach der Relativitätstheorie und Quanten-Elektrodynamik „Materie und leerer Raum … nicht länger zu trennen sind“. Der lebende Organismus ist nicht länger Maschine, sondern Energiekonstellation in Form elektromagnetischer Schwingungsfelder, was in der Kirlian’schen Fotografie anschaulich wird. Und um diese Schwingungen des homöopathischen Arzneimittels geht es.

Prof. Fritz-Albert Popp schreibt, dass im homöopathischen Lösungsmittel, auch wenn „kein Molekül des Wirkstoffes mehr in dem Lösungsmittel nachweisbar, dennoch eine Informationsspeicherung stattfinden kann“. Diesem Mechanismus, der Zunahme der potentiellen Information mit abnehmender Wirkstoffkonzentration, verdankt die Homöopathie nach Popps Auffassung ihre Wirksamkeit. Für mich eine sehr plausible Antwort! Die Medizin ignoriert aber weiter die moderne Physik und bleibt dem völlig überholten Newton’schen Weltbild verhaftet, nach dem, salopp gesagt, der Mensch eine Maschine ist. REINHARD RENGEL, Karwitz Lenzen

Geglaubt hat man auch an Hexen

■ betr.: „Mit geht’s besser“, taz vom 24. 7. 10

Mich hat Rossbauers Schlusssatz, dass sie lieber Antibiotika einschmeißt, aber an die Kraft des Placebo-Effekts glaubt, genervt. Geglaubt hat man auch an Hexen und sie verurteilt. Die Idee eines Mikrochips hätte man vor einigen Jahrzehnten ebenso unernst genommen wie Rossbauer die Homöopathie; Prionen gibt es erst, seit sie erforscht wurden. Warum also sollen imprägnierte Zuckerkugeln keine Information enthalten? Homöopathie, eine empirische, phänomenologisch orientierte Wissenschaft mit guter Datenlage wird immer noch nach Glauben oder nicht beurteilt statt beforscht. Ihre namhaften Vertreter werden nicht zum Thema gehört, sondern ignoriert. MARTINA BETZ, Schotten