Autobahngegner vertrieben

UMWELT Russische Polizei räumt Camp von Autobahngegnern in einem Wald bei Moskau. Neue Schnellstraße soll die Hauptstadt mit St. Petersburg verbinden

MÖNCHENGLADBACH taz | Mehrere Umweltschützer, die mit einem Widerstandscamp in einem Waldgebiet zwischen dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo und der Kleinstadt Chimki gegen die Rodungen eines einzigartigen Waldes protestierten, sind am gestrigen Freitagmorgen vorübergehend festgenommen worden. Sie müssen nun wegen Behinderung der Rechtsschutzorgane mit einem Verfahren rechnen. Zuvor hatten sich fünfzig in weißer Kleidung maskierte Männer dem Lager genähert und die Umweltschützer dabei bedroht. Dies sagte Michail Matwejew, ein Sprecher der Umweltschützer, am Freitag gegenüber der taz.

Sofort habe man die Milz telefonisch gebeten, die Umweltschützer vor den „Männern in Ku-Klux-Klan-Kleidung“ zu schützen, so Matwejew weiter. Bald seien Einheiten der Sonderpolizei Omon gekommen und hätten die Umweltschützer, nicht die „Ku-Klux-Klan-Männer“, so Matwejew, aus dem Lager vertrieben und einige von ihnen vorübergehend verhaftet.

Die Umweltschützer protestieren gegen die Rodung eines einzigartigen Waldgebietes, das einer Autobahn von Moskau nach St. Petersburg weichen soll. Am 15. Juli hatten Aktivisten der „Ökologischen Verteidigung des Gebietes Moskau“ eine Rodungsstelle unweit des Flughafens Scheremetjewo besetzt. Mehrere Tage hatten sie die Rodungen erfolgreich blockiert. Diese seien illegal, da keine Genehmigung der Moskauer Regionalbehörden vorläge. Dem widersprechen die Betreiber. Sowohl Premierminister Putin als auch das Oberste Gericht hätten die Rodungen erlaubt.

Die geplante Autobahn von Moskau nach Sankt Petersburg ist nicht nur für die russische Regierung ein Prestigeprojekt. Auch der französische Vinci-Konzern steckt in diesem PPP-Projekt, das sich eine Finanzierung durch die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung erhofft.

BERNHARD CLASEN