Als regnete Feuer vom Himmel

SOMMER Wie beschreibt man Hitze? Eine kleine Handreichung

Um 16 Uhr hatten wir Prescott, Arizona verlassen, und man saß in der Hitze wie in Bernstein“, so hat Arno Schmidt heißes Klima in der „Gelehrtenrepublik“ beschrieben – dies nur als kleine Handreichung für Autorinnen und Autoren, die ja, bei Temperaturen von 35 Grad und mehr, bald auch in Deutschland häufiger Hitzebeschreibungen in ihre Romane werden einbauen müssen. Der bildhafte Vergleich, wie bei Schmidt, ist da eine gute Möglichkeit. Gut ist es auch, die Sonne einzubeziehen. „Am Morgen hing der Staub dicht wie Nebel über der Erde, und die Sonne war rot, wie frisches, reifes Blut“, so John Steinbeck in „Früchte des Zorns“. Tolstoi in „Krieg und Frieden“: „Die Sonne erschien als ein großer, purpurner Ball. Es war vollkommen windstill, und die Menschen erstickten fast in dieser unbeweglichen Luft.“ Und Camus fasst im „Fremden“ die nordafrikanische Hitze in ein biblisches Symbolbild: „Mir war, als öffnete sich der Himmel in seiner ganzen Weite, um Feuer regnen zu lassen.“

Immer gern genommen wird bei Hitze das Wort „erbarmungslos“. Ein Beispiel von vielen: „Auch das Wetter war erbarmungslos in jenem Jahr 1942“ – Françoise Sagan, „Brennender Sommer“. Und eine uralte Tradition ist es, die Sonne als Herrscherin zu beschreiben: „Die Sonne peitscht die Einwohner aus wie Sklaven“, heißt es in dem Gedicht „Der Niger“ von Rauzy Raimiti. Tomasi de Lampedusa schreibt in seinem Roman „Der Leopard“: „… sie offenbarte sich schon als die authentische Herrscherin über Sizilien: die gewalttätige, unmenschliche Sonne“.

Eine andere Möglichkeit wäre, die Hitze indirekt durch ihre Auswirkungen zu beschreiben: „Der Beton dampfte“ – Uwe Timm, „Der Schlangenbaum“. Und alle Register zieht Terezia Mora in „Alle Tage“: „Draußen sammelte sich eine letzte Brüllhitze, als würde der scheidende Sommer mit hochrotem Kopf noch einmal das Maul aufreißen und einen (…) heiß und verächtlich anhauchen.“ So viel zur Klimakatastrophe. DIRK KNIPPHALS