Erfölgchen mit kleinem Etat

SANIERUNG Der VfL Osnabrück hält in der Dritten Liga sportlich gut mit – aber manchen reicht das nicht

Der VfL Osnabrück ist reif für die Champions League – zumindest was die Skandalquote angeht, kann der Fußballdrittligist schon fast mit den großen europäischen Vereinen mithalten. Misswirtschaft, Verschuldung, drohende Insolvenz, Rettungspaket und dann neue Köpfe, neue Querelen, neue – wie immer – hausgemachte Probleme. „Wann kommt dieser Verein endlich zur Ruhe?“, fragen nicht wenige Fans in Internet-Foren. Wohl nie. Denn der VfL ist ein Spielball egoistischer Interessen provinzieller Machtmenschen geworden, die alle den richtigen Weg kennen und daher in unterschiedliche Richtungen eilen.

Nachdem der Verein mit Darlehen von Sponsoren und Stadt eine drohende Insolvenz abgewendet hatte, gliederte er die Fußballabteilung in eine GmbH aus und wollte mit neuem Präsidium und Geschäftsführer seine finanzielle Situation in den Griff kriegen. Doch kurz vor den Weihnachtsferien war der nächste Skandal perfekt. Fünf Sponsoren und Darlehensgeber forderten in einem Brief den Rücktritt von Geschäftsführer Jürgen Wehlend, der den VfL angeblich in die Insolvenz führe. Die Geldgeber drohten sogar, die Unterstützung einzustellen.

Mitunterzeichner des Briefs sind Vereinspräsident Christian Kröger und der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Meyer. Beide sind inzwischen zurückgetreten, weil sowohl Wehlend als auch Vereinsvize Christoph Ehrenberg standhaft blieben. Letzterer führt den Verein nun kommissarisch bis zu Neuwahlen.

Die Kritiker unterstellen Manager Wehlend, er habe die Ziele nicht umgesetzt und die Fußballabteilung nicht professionalisiert – knapp ein halbes Jahr nach der Ausgliederung.

Laut Wehlend wird eine Sanierung der Niedersachsen jedoch mindestens drei Jahre brauchen. „Dieses Ziel sollte nicht für kurzfristige Ziele geopfert werden“, sagte der Geschäftsführer der taz. Diese Saison war schon vorab zum Übergangsjahr ausgerufen worden. Doch trotz eingedampften Etats spielt das Team von Trainer Maik Walpurgis völlig unerwartet zumindest um den Relegationsplatz mit. Dieser Erfolg scheint einigen zu Kopf gestiegen zu sein. Wollten Sponsoren und Präsidium mit neuen Schulden einen Aufstieg in die Zweite Bundesliga erzwingen?

Die Querelen sind an die Öffentlichkeit gelangt, die genauen Hintergründe nicht. In den Fan-Foren wird wild spekuliert – und Unmut geäußert. Auch wenn man in Osnabrück gewohnt ist, dass der Verein inkompetent regiert wird, haben viele nun endgültig die Nase voll.

Das 1:1 am Samstag, immerhin gegen den Tabellendritten Darmstadt 98, sahen nur noch 7.287 Unbeirrte. Das sind 1.500 bis 2.000 weniger als gewohnt, aber zur Sanierung dringend benötigt. „Wir müssen nun unsere Identität zurückgewinnen“, sagt Wehlend, und meint damit die Fans. Er beschwört nachhaltiges Wirtschaften und kündigt schon mal an, dass die kommende Spielzeit noch schwieriger werde.  HEIKO OSTENDORF