Özkan will kultursensible Sprache

MEDIEN Niedersächsische Sozialministerin schlägt Charta für Integration vor. Aufruhr unter Journalisten

Niedersachsens neue Integrationsministerin Aygül Özkan (CDU) will Journalisten eine „Mediencharta für Niedersachsen“ unterzeichnen lassen. Mit dem Papier sollen sie sich dazu verpflichten, über „Herausforderungen der Integration zu berichten“ und eine „kultursensible Sprache“ anzuwenden.

Özkan ist seit knapp drei Monaten im Amt. Sie wurde vom damaligen Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) als erste türkischstämmige Ministerin in das Kabinett geholt.

Medienvertreter kritisierten Özkans Pläne heftig. „Unverblümter hat seit langem kein Politiker mehr versucht, Zeitungen und elektronische Medien auf Kurs zu bringen“, sagte der Chefredakteur der Oldenburger Nordwest-Zeitung, Rolf Seelheim. „Wir haben im vergangenen Jahr für unsere Integrationsserie ‚Gut angekommen‘ den 1. Preis von einer deutsch-türkischen Organisation bekommen. Das machen wir, ohne dass wir von der Landesregierung Handreichungen, Vorgaben oder feierliche Appelle brauchen“, sagte Matthias Koch, stellvertretender Chefredakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.

In Özkans Einladung für einen Runden Tisch zu dem Thema am 16. August in Hannover stand: „Es ist vorgesehen, dass die anwesenden Medienvertreter die ‚Mediencharta‘ öffentlichkeitswirksam unterzeichnen.“ Die Medien sollten zusagen, in ihrer Berichterstattung über „Sachverhalte und Herausforderungen der Integration zu berichten, eine kultursensible Sprache anzuwenden, die interkulturelle Öffnung zu fördern, die interkulturelle Kompetenz zu verstärken und Projekte hierfür zu initiieren“.

Özkan versuchte am Freitag, die Wogen zu glätten. „Die Charta war und ist als eine erste mögliche Diskussionsgrundlage gedacht“, versicherte sie. Die Einladung habe nicht deutlich gemacht, dass es sich um einen Entwurf handelte. „Nichts liegt mir ferner, als die Unabhängigkeit der Medien in irgendeiner Form zu berühren“, sagte Özkan.  (dpa)

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