Eine Ära, die keine war

Klinsmanns Zeit beim DFB war ein Projekt, mit Anfang und Ende – nur die Journalisten sahen in ihm den Luther

Nachdem Jürgen Klinsmann seinen Vertrag mit dem DFB nicht verlängern wollte, fiel vor allem ein Wort oft: Ära. Die Ära Klinsmann sei vorbei, gleichwohl werde Jogi Löw die begonnene Arbeit fortsetzen, hieß es. Allein: Klinsmanns Ära war gar keine.

Eine Ära bezeichnet ein Zeitalter oder eine Zeitrechnung. Bricht eine neue an, muss vorher ein bedeutendes Ereignis stattgefunden haben (Fall der Mauer), etwas entdeckt worden sein (Amerika) oder ein Mensch seine folgenreichen Thesen veröffentlicht haben (Luther). Klinsmann hat nichts davon getan. Der dritte Platz bei einer WM? Kein Kollaps des Sozialismus. Konzeptfußball, Gummibandhüpfen und Wohnortdebatten? Bis dato nur dem DFB unbekannt. Klinsmann ein Philosoph? Naja.

Jürgen Klinsmanns zwei Jahre währende Arbeit beim DFB war ein Projekt, mit Anfang und Ende. Sein Ergebnis war weniger vom Ego des Projektleiters (siehe: Jogi macht den Klinsi) abhängig als von dem seiner Zuarbeiter (Ballack, Klose & der Rest), den natürlichen Feinden (11 kleine Italiener) und äußeren Umständen (Fans). Und weil ja im Leben mittlerweile so viel ein Projekt (Rot-Grün, Schwarz-Grün) ist, feiern wir hiermit das Ende der Ära der Ära. Auf zum nächsten Projekt! DOS