Baustopp auf der grünen Wiese

STADTENTWICKLUNG Einkaufszentren in der Peripherie sind passé. Investoren wollen ins Stadtzentrum

BERLIN taz | Der Trend, Einkaufszentren auf die grüne Wiese zu bauen, ist offenbar gestoppt. „Das Shoppingcenter gehört in die Innenstadt“, sagte am Mittwoch der Vorsitzende des Branchenverbands German Council of Shopping Centers (GCSC), Stephan Jung. In ganz Deutschland seien keine Zentren mehr im Nirgendwo geplant, wie sie vor allem nach der Wende in Ostdeutschland entstanden. Allerdings sollen Jung zufolge 40 Einkaufscenter in den nächsten drei Jahren innerhalb von Stadtgrenzen gebaut werden. Die Peripherie sei schlicht gesättigt.

Vorwiegend mittelgroße Städte werden für Investoren interessant; in Großstädten ist der Platz knapp. Längst graben sich mancherorts Zentren gegenseitig die Kundschaft ab, wie das Beispiel Schlossstraße in Berlin zeigt: Auf etwa einem Kilometer Länge drängen sich dort drei Konsumtempel, ein vierter mit mehr als 60.000 Quadratmetern Fläche ist in Planung. Schon jetzt stehen in zwei der Zentren zahlreiche Läden leer – Tendenz steigend, Pleiten sind wahrscheinlich.

Die Branche konzentriert sich in den Großstädten stattdessen darauf, in die Jahre gekommene Gebäude zu revitalisieren. Damit wollen Investoren auch dem Vorwurf begegnen, standardisierte Zentren mit den immer gleichen Geschäften machten Städte austauschbarer. Es gehe nun darum, „eine Geschichte zu erzählen“ und die Region mit einzubeziehen, sagte Jung. Wie das konkret aber aussehen könnte, sagte der Verbandschef nicht.

Er wehrte sich gegen die häufig geäußerte Klage, Einkaufszentren allein seien an der kreativen Verödung von Innenstädten schuld – auch in Fußgängerzonen glichen sich in einer Art „Deichmannisierung“ die Läden immer mehr. Genauso wies Jung Kritik zurück, Nachhaltigkeit sei für die Branche nur ein Marketing-Gag. Regenwassernutzung und Sonnenkollektoren auf dem Dach senkten die Nebenkosten enorm. Die Überlegungen reichten bis in die Produktpalette hinein – angedacht sei etwa ein Zentrum, das auf die sogenannten „Lohas“ ausgerichtet ist, also Gutverdiener mit Interesse an nachhaltigem Konsum. Letztlich hört das Engagement aber erwartungsgemäß dort auf, wo es an die Ökonomie geht: An neue Mobilitätskonzepte will der Branchenverband nicht ran. „Eine autofreie Innenstadt ist eine umsatzfreie Innenstadt“, bekannte Jung. KRISTINA PEZZEI