Test erfolgreich, Ölpest geht weiter

UMWELTKATASTROPHE Der Versuch mit der Abdeckglocke ist geglückt. Das zeigt nach Ansicht des Konzerns BP, dass das Bohrloch im Golf von Mexiko dem Druck des Abdichtens inzwischen wohl standhalten wird

BERLIN/WASHINGTON taz/dpa | BP hat den Test mit einer Abdeckglocke über dem auslaufenden Ölbohrloch im Golf von Mexiko am Sonntag nach einer 24-stündigen Verlängerung beendet. Nun solle wieder möglichst viel Erdöl von Schiffen aufgefangen werden, erklärte der Einsatzleiter der US-Regierung, Admiral Thad Allen. Die derzeit laufenden Entlastungsbohrungen seien dann „der letztendliche Schritt“, den Ölfluss zu stoppen.

BP rechnet damit, dass die von der Seite unternommenen neuen Bohrungen bis Ende des Monats das außer Kontrolle geratene Steigrohr erreichen. Durch diese Kanäle kann eine Flüssigkeit mit hoher Dichte gepumpt werden, die den Ölfluss verlangsamen soll. Anschließend soll die defekte Steigleitung mit Zement verschlossen werden.

Mit der am vergangenen Donnerstag über dem Bohrloch angebrachten Glocke wurde getestet, ob das Steigrohr im Meeresboden dem Druck überhaupt standhält, wenn das Bohrloch verschlossen wird, oder ob das Öl dann an einer anderer Stelle aus dem Meeresboden austritt. Darauf habe es aber keine Hinweise gegeben, so BP am Samstag. Derzeit wird der Meeresboden von Schiffen aus mit Sonargeräten untersucht.

Zum ersten Mal seit der Explosion der Ölbohrplattform „Deepwater Horizon“ am 20. April war kein Öl mehr ins Meer geflossen. Dass der Druck unter der Glocke geringer war als erwartet, könne nach Ansicht von Wissenschaftlern daran liegen, dass das Ölvorkommen sich nach Monaten unkontrollierten Ausströmens langsam erschöpfe.

Die New York Times zitierte einen an den Arbeiten beteiligten Ingenieur. Dieser sagte, aufgrund des erfolgreich verlaufenen Tests werde jetzt ein eventueller Strategiewechsel diskutiert. Statt die Steigleitung durch die seitlichen Entlastungsbohrungen abzudichten, könnte das Bohrloch womöglich auch direkt von oben mit Schlamm und Zement verstopft werden. Zwar war ein ähnlicher Versuch schon einmal gescheitert, doch vielleicht klappe es mit der Glocke besser: Wenn die Experten das Bohrloch über die Entlastungsbohrleitungen abdichten wollen, müssen sie es zumindest zeitweilig öffnen. Bei der nun diskutierten neuen Methode wäre das nicht nötig.. LIEB