Vereint in Bonn

Heute weiht Kofi Annan den UN-Campus in Bonn ein. Eine Erfolgsgeschichte der ehemaligen Bundeshauptstadt

Am heutigen Dienstag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel offiziell den neuen UN-Campus in Bonn an UN-Generalsekretär Kofi Annan übergeben. Bereits in den vergangenen Wochen sind elf der zwölf in Bonn ansässigen UN-Organisationen in das ehemalige Abgeordnetenhochhaus, den so genannten „Langen Eugen“, umgezogen. Der Annan-Besuch bezeugt ein weiteres Mal: Bonn hat unter dem Regierungswechsel nach Berlin nicht gelitten.

Die zwölf UN-Organisationen haben allerdings keinen langen Umzug hinter sich: Sie residierten bisher im „Haus Carstanjen“, ebenfalls in Bonn. Die größten unter ihnen sind das Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen und das Sekretariat der Klimarahmenkonferenz. Rund 300 UN-Mitarbeiter arbeiten künftig in dem Hochhaus. Schon im Jahr 2003 hatte das Bundeskabinett beschlossen, das Gebäude den Vereinten Nationen dauerhaft zu überlassen. Mittlerweile arbeiten in Bonn insgesamt 550 Angestellte der Vereinten Nationen und es werden stetig mehr.

Sie bezeugen den geglückten Strukturwandel der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn. Nach dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin behielten sechs Bundesministerien ihren ersten Dienstsitz in Bonn. Aber auch der Wegzug der weiteren Ämter war kein großer Verlust: Die Stadt erhielt in den letzten Jahren 1,4 Milliarden Euro Ausgleichszahlungen vom Bund. Nach Angaben der Stadt Bonn sind seit 1994 insgesamt 19.000 Arbeitsplätze geschaffen worden. Die Konzernzentralen der ehemaligen Staatsunternehmen Deutsche Post und Deutsche Telekom sind in Bonn angesiedelt. Der Auslandssender Deutsche Welle zog im Jahr 2003 mit knapp 1.600 Mitarbeitern ebenfalls von Köln nach Bonn um.

Auch wichtige Einrichtungen der Entwicklungszusammenarbeit und zahlreiche Nichtregierungsorganisationen wie der Deutsche Entwicklungsdienst und das Deutsche Institut für Entwicklung siedelten in die alte Hauptstadt über. Zudem ließen sich zahlreiche Wissenschaftler am Rhein nieder: Sie arbeiten dort zum Beispiel für die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Hochschulrektorenkonferenz und die Alexander-von-Humboldt-Stiftung.

Auch ohne viele Politiker gehören die Bonner Bürger zu den reichsten der Republik: Ihre Kaufkraft hat sich seit dem Wegzug der Regierungsinstitutionen kaum verändert. Sie liegt mit 16 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. „Mit 314.000 Einwohnern hat Bonn aktuell so viele Einwohner wie niemals zuvor“, sagt auch Monika Hörig Sprecherin der Bundesstadt Bonn.

MARVIN OPPONG