Erstmals Impfstoff gegen Krebs zugelassen

Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums entwickelten gemeinsam mit US-Kollegen einen Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs

Für das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist der Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs schon jetzt eine „Erfolgsgeschichte“. Vor wenigen Tagen bekam der vom Pharma-Unternehmen Sanofi Pasteur vertriebene Impfstoff Gardasil in den USA erstmals eine Zulassung. Es sei weltweit der erste Impfstoff überhaupt, „der gezielt zur Vorbeugung einer Krebserkrankung entwickelt wurde“, gab das in Heidelberg angesiedelte DKFZ bekannt. In Europa soll der Krebsimpfstoff im kommenden Jahr auf den Markt kommen.

Jahrzehntelang war Gebärmutterhalskrebs eine der bedrohlichsten Erkrankungen in der Frauenheilkunde. Der jetzt in den USA zugelassene Impfstoff, der in der Bundesrepublik über die internationale Apotheke verfügbar ist, schützt laut DKFZ vor den beiden wichtigsten Krebs erregenden Typen 16 und 18 der sexuell übertragbaren Humanen Papillomaviren (HPV). Zudem soll er auch einen Impfschutz gegen zwei Virusvarianten bieten, die Genitalwarzen verursachen. Er wurde in klinischen Studien an rund 25.000 Frauen erfolgreich getestet. Insgesamt, so die Hoffnung, könnten mit dem Impfstoff etwa 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verhindert werden.

In Europa ist der Gebärmutterhalskrebs nach Brustkrebs die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache junger Frauen zwischen 15 und 44 Jahren. In Deutschland erkranken laut DKFZ jährlich rund 6.500 Frauen an Gebärmutterhalskrebs: Im Jahr 2003 verstarben daran 1.762 Frauen.

Entwickelt wurde der Impfstoff, der aus Oberflächenproteinen des Humanen Papilloma-Virus besteht, gemeinsam vom DKFZ und der USA-Gesundheitsbehörde, den National Institutes of Health (NIH).

Professor Harald zu Hausen, der spätere langjährige wissenschaftliche Vorstand des DKFZ, fand bereits vor rund 30 Jahren einen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Warzenviren, den Humanen Papilloma-Viren und der Entstehung dieser Krebserkrankung heraus. Doch erst in den 80er-Jahren konnten Mitarbeiter seines Labors nachweisen, dass bei Gebärmutterhalskrebs das Erbgut von Genitalwarzen aktiv wird.

„Inzwischen wissen wir, wie komplex die Kontrollmechanismen sind, die in der Zelle Aktivität und Funktion der viralen Gene regulieren“, fasste zu Haussen die Ergebnisse zusammen. Mittlerweile suchten Forscher weltweit nach einem Impfstoff gegen die Erreger. Eine Anzucht der Viren im Labor war nicht möglich, deshalb kam laut DKFZ nur ein gentechnisches Herstellungsverfahren in Frage. Schließlich gelang es DKFZ-Forschern unter der Leitung von Professor Lutz Gissmann in Kooperation mit den NIH der Durchbruch. Beide Einrichtungen sind auch gemeinsame Eigentümer der Patente für das Gen, das als Grundlage für den nun verfügbaren Impfstoff dient.

Die Viren werden beim Geschlechtsverkehr übertragen. Besonders junge Frauen sind für eine Infektion anfällig. In den USA wurde deshalb auch der Impfstoff für Mädchen und Frauen im Alter von 9 bis 26 Jahren zugelassen. WLF, DPA, AP