nicht käuflich
: Auch das Eigentor ist grün

Puh, erst einmal durchatmen. Was waren das doch für Wochen, die Deutschland durcheinander gerüttelt haben. Mich nicht so, ich habe es eigentlich nur an Parkplatznot und seltsamen Mülltonnen bemerkt.

Dass mit den Parkplatzproblem liegt daran, dass ich nah am Dortmunder Stadion wohne und es zudem eine „Public-Viewing“-Fläche in der Nähe gibt, die auch von Autofahrern gerne besucht wird. Dass ich mir auch um die Mülltonnen Gedanken machen muss, liegt daran, dass ich bei der Parkplatzsuche an Eimern mit der Aufschrift „Green Goal“ vorbeifahren muss.

Die Tonnen stehen in Dortmund an den komischsten Ecken. Sie warten darauf, dass sie von „fröhlichen“ Fans mit größtenteils leeren Getränkebehältnissen gefüllt werden. Denn die FIFA hat sich mit ihrem Programm Green Goal zum Ziel gesetzt, die erste klimaneutrale Fußballweltmeisterschaft auf die Beine zu stellen. Ob das durch häufige Verlängerungen von Fußballspielen und dem damit steigenden Verbrauch von Flutlicht, Fernseher-Strom, längeren Überwachungsflügen durch Hubschrauber und zusätzliches Streifefahren noch zu schaffen ist, sei dahingestellt.

Nun hat sich in den vergangen Tagen ein Wissenschaftler der Universität Hohenheim zu diesem Thema geäußert. Werner Schulz vom Lehrstuhl für Umweltmanagement sagt, die Fans seien nicht ausreichend für Umweltschäden im Umfeld einer Weltmeisterschaft sensibilisiert worden. Dabei hätte ein Satz zur Treibhauskatastrophe durch den WM-Verkehr ein Millionenpuklikum erreicht, glaubt Schulz. Zudem sagt der Wissenschaftler, „das Konzept ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Ergebnisse müssen jetzt aber erst noch ausgewertet werden“. Problematisch sei jedoch, dass das Konzept der FIFA erst entstanden sei, nachdem die meisten WM-Fußballstadien schon gebaut oder erneuert worden seien. Ich werte das für mich ganz persönlich so aus: Wenn man neue Stadien nach FIFA-Green-Goal-Richtlinien gebaut hätte oder alte Stadien im Sinne der FIFA erneuert, dann hätte das mit der Klimaneutralität viel besser geklappt. Eine Strategie, die ungefähr so ausgereift ist, wie die vielen neuen Naturschutzflächen: Wir bauen ein riesiges Autobahnkreuz, schaffen darin aber ein Naturschutzgebiet als Ausgleichsfläche. Beziehungsweise wer mehr Bier wegen Fußball säuft, kann nachher mehr Dosen in einem gesonderten Eimer entsorgen. Oder noch besser: Wer keinen Parkplatz findet, kann es dem verschluderten Nahverkehrskonzept der FIFA in die Schuhe schieben, oder frei nach Schulz fordern, für die WM ein paar neue U-Bahnen zu bauen, oder wenigstens die alten zu modernisieren. Oder noch besser: Ich fordere von der FIFA mehr Parkraum in meiner Wohngegend, damit ich nicht mehr stundenlang im Kreis fahren muss, bis ich meine Dreckschleuder in Wohnortnähe abstellen kann.

Eigentor, Herr Schulz, sie sind auch ausgeschieden. Klima gegen Fußball 0:1