Der Ehrenbürger

Eigentlich kannte er nur Radio Tirana. Das hat der Wismarer Pastor Frieder Weinhold während seiner Jugend in der DDR heimlich gehört – und sich amüsiert über die Sozialismus-Schelte, die da gen Sowjetunion und DDR geschickt wurde. Viel später erst, da war die Wende schon vorbei, schlug auf einer Veranstaltung seiner Freikirche jemand vor, Hilfsgüter nach Albanien zu bringen.

„Ich dachte gleich, das ist eine gute Gelegenheit, mal hinzufahren.“ Nicht als Feind wie sein Großvater, der während des Zweiten Weltkriegs als Soldat dort war. Sondern als Freund. „Ganz bewusst“, sagt er, habe er bei seiner ersten Reise Kontakt zur Veteranenvereinigung der antifaschistischen Widerstandskämpfer gesucht. „Um zu zeigen, dass die Feindschaft vorbei ist.“

Weit effektiver waren aber die Hilfsgüter, die der Gründer der Albanienhilfe Wismar seit 1992 dorthin bringt. Zunächst nach Pogradec, dessen Ehrenbürger er am 15. Februar wird. Damals ist sein Team in einen Aufstand geraten. „Die Leute plünderten aus purer Not die staatlichen Lebensmittellager.“ Aber Weinhold kam wieder. Und dass ihn die Albaner beim nächsten Besuch in abgelegene Dörfer schickten, die sie für politisch sicherer hielten, ärgerte ihn nur kurz. „Angesichts unserer schmalen Finanzen kann unsere Stiftung dort besonders wirksam helfen“, sagt er.

Denn die Dörfer entwickeln sich weit langsamer als die Städte, und da wird das von Weinholds Team betriebene Internat so dringend gebraucht wie der Kranken- und Behindertenpflegedienst. Überhaupt sei es ihm nie darum gegangen, seine Hilfsgüter bloß abzugeben. „Wir sind immer 14 Tage in den Dörfern geblieben und haben mit den Menschen gelebt. Denn die wichtigste Hilfe“, sagt der muntere Pastor, „sind Partnerschaft und Freundschaft.“  PS