Maschinen zur Geldvernichtung

Nordrhein-Westfalens Flughäfen schreiben tiefrote Zahlen, liefern sich aber einen ruinösen Wettbewerb. Selbst McKinsey oder die Lufthansa halten das für „Steuerverschwendung“

VON ANDREAS WYPUTTA

In ruinösem Wettbewerb rüsten Nordrhein-Westfalens Flughäfen auf. Ob in Köln/Bonn, Münster, Dortmund oder Paderborn: Überall sollen Start- und Landebahnen verlängert werden oder neue „Abfertigungspositionen“ entstehen.

Entscheiden müssen immer häufiger die Gerichte. Erst gestern verhandelte das Oberverwaltungsgericht Münster eine Klage des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) gegen die vom Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) geplante Startbahnverlängerung von derzeit 2.200 auf 3.600 Meter – selbst Interkontinentalflüge sollen künftig aus dem Münsterland möglich sein.

Dabei dürfte der Airport nicht nur die Naturschutzgebiete Eltingsmühlenbach und Hüttruper Heide zerstören. Auch ökonomisch sei der Flughafenausbau unsinnig, sagt der Nabu-Landesvorsitzende Josef Tumbrinck: „Das ist eine Verschwendung von Steuermitteln“ – allein auf die Stadtwerke Münster kämen Baukosten von mindestens 20 Millionen Euro zu, die letztendlich alle Bürgerinnen und Bürger zu zahlen hätten. Insgesamt will FMO 120 Millionen Euro verbauen.

Doch ob sich die Investitionen lohnen, bleibt fraglich. „In Köln starten in der Woche 14 Interkontinentalflüge – in die Dominikanische Republik“, sagt Tumbrinck. Hinzu kommt die Konkurrenz der Flughäfen untereinander: Auch in Dortmund wird über eine Startbahnverlängerung von 2.000 auf 2.900 Meter nachgedacht, ebenso wie in Paderborn, wo die „Runway“ von 2.170 auf 2.500 Meter ausgebaut werden soll.

Dabei stecken fast alle Flughäfen tief in den roten Zahlen. Allein Dortmund hat in den Jahren zwischen 2000 und 2004 Verluste von 77 Millionen Euro angehäuft – zu tragen von den Dortmunder Stadtwerken, die 74 Prozent der Anteile halten: Jeder Dortmunder, jede Dortmunderin subventioniert den Flugbetrieb über ihre Rechnungen für Strom, Gas und Wasser. „Diese Regionalflughäfen sind eine riesige Geldvernichtungsmaschine“, schimpft nicht nur Horst Becker, kommunalpolitischer Sprecher der Grünen im Düsseldorfer Landtag. Auch die Wirtschaft schlägt mittlerweile Alarm: Die Beraterfirma McKinsey sieht die Billigflieger-Boombranche „vor dem Wendepunkt“, die Deutsche Bank spricht vornehm von einer „Fehlallokation von Ressourcen“. Selbst die Lufthansa beklagt die Verschwendung von Steuergeldern – so werde jeder Arbeitsplatz am Flughafen Dortmund mit 21.000, am ehemaligen „Niederrhein-Airport“ Weeze sogar mit 50.000 Euro subventioniert (siehe Interview).

Gleichzeitig wachsen die Proteste der Anwohner. „Fluglärm macht krank“, sagt Ursula Wirtz von der Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund-Unna. Auch die Gerichte entscheiden immer häufiger gegen die Flughäfen. So beschränkte das Münsteraner Oberverwaltungsgericht die Zahl der Starts- und Landungen, die in Düsseldorf zwischen 22 und 23 Uhr möglich sind, Ende Juni auf 25. Die Landesregierung dagegen setzt weiter auf Ausbau: Erst vorgestern verkündete CDU-Landeswirtschaftsministerin Christa Thoben, der Kölner Flughafen werde weiter wachsen. Köln/Bonn sei ein „Job-Motor“, der sich „seiner gesellschaftlichen Verantwortung“, etwa im Naturschutz, stelle. Schließlich weideten auf dem Gelände „drei Viehherden – Galloway-Rinder, Ziegen und Schafe“.