Unantastbar: Marokko

Marokkos König Mohammed VI. hat den Arabischen Frühling gestärkt überstanden. Nur wenige Wochen, nachdem am 20. Februar 2011 Tausende seiner Untertanen für „Freiheit, Würde und soziale Gerechtigkeit“ auf die Straße gingen, kündigte der Monarch eine Verfassungsreform an. Am 1. Juli 2011 wurde der Text in einer Volksabstimmung von 98,5 Prozent angenommen – so die offiziellen Zahlen.

Das neue Grundgesetz erweiterte die Gewaltenteilung und nahm dem König den Status des „Heiligen“, um ihn fortan nur noch „unantastbar“ zu machen. Zudem schreibt es die Gleichheit zwischen Mann und Frau fest.

Die Vertreter der Protestbewegung M20F riefen zum Boykott, dennoch lag die Wahlbeteiligung offiziell bei 73,5 Prozent. Trotz allgemeiner Zweifel schlief die Bewegung ein. Mit der größten islamistischen Vereinigung des Landes „Gerechtigkeit und Spiritualität“ zogen sich viele zurück.

Doch seit Herbst suchen die Islamisten angesichts der zunehmenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung über steigende Preise wieder mehr Kontakt zu linken Parteien und Resten des M20F. Die Rede ist von einer „breiten Front gegen das korrupte und autoritäre Regime“. Marokko könnte vor einem zweiten Frühling stehen. R.W.