Grüße an Hitzlsperger

AMATEURFUSSBALL Beim Hallenturnier war der schwule Kicker Thema auf den Rängen

Unumstritten war der Fußballzauber in der Halle ja noch nie. Zu groß sei die Verletzungsgefahr, zu sehr schränkten die Turniere die Vereine in ihrer Vorbereitung auf die Rückrunde ein, argumentieren die Gegner. Dem Berliner Oberliga-Hallenturnier haben diese Skeptiker nichts anhaben können: Es fand am Sonntag bereits zum 36. Mal statt.

Knapp 1.700 Zuschauer hatten sich am frühen Nachmittag in der Sporthalle Charlottenburg versammelt. „So viele waren es seit Jahren nicht mehr“, freute sich Rainer Fritzsche von der Arbeitsgemeinschaft der Regional- und Oberligavereine, „und das, obwohl mit Hertha und Dynamo zwei der großen Vereine nicht dabei sind.“ Das Teilnehmerfeld konnte sich dennoch sehen lassen: Mit dem Nachwuchs Union Berlins (U23), dem Berliner AK 07 (BAK) und Viktoria 1889 waren drei Regionalligisten vertreten.

Rekordsieger am Start

Auf den Rängen dagegen dominierten die Fans eines Vereins, der momentan nur davon träumen kann, in der Regional- oder Oberliga zu spielen: Tennis Borussia (TeBe). Seit Jahren hängen die Lila-Weißen in der Berlin-Liga (6. Liga) fest. Die Veranstalter hatten TeBe dennoch eingeladen. Zum einen, weil der Klub mit acht Titeln Rekordsieger des Turniers ist. Zum anderen aber sicher auch, weil er bekannt dafür ist, viele Fans mitzubringen.

Die Rechnung ging auf: TeBe stellte neben Lichtenberg 47 und der U23 von Union die größte, vor allem aber die sangesfreudigste Fangruppe. Dass sie ihren Tribünenbereich nach dem Outing Thomas Hitzlspergers mit Luftballons in Regenbogenfarben schmückte, kam allerdings nicht überall gut an. Vor allem die etwa zehnköpfige Ultragruppe des FC Viktoria fiel immer wieder durch homophobe Gesänge auf. Auch ausliegende Flyer der Kampagne „Fußballfans gegen Homophobie“ wurden von Anwesenden zerrissen und Anhänger der Lila-Weißen von anderen Gästen angepöbelt.

Für die Stimmung in der Halle war es dann ein Tiefschlag, als mit TeBe und Union gleich zwei Vereine mit großem Anhang nach der Gruppenphase ausgeschieden waren. Die Halle leerte sich merklich vor den Halbfinalspielen. Deutlich besser machte es Hertha 03 Zehlendorf: Das Team spielte begeisternden Fußball und wurde am Ende Vierter. Mit dem 20-jährigen Manuel Groschk wurde zudem ein Spieler der kleinen Hertha zum „Spieler des Turniers“ gewählt.

Tor kurz vor Schluss

Im Finale kam es zum Duell zwischen Viktoria 89 und Lichtenberg 47, den Siegern der beiden letzten Jahre. In einem lange ausgeglichenen Spiel war es schließlich Maximilian Watzka, der sich mit seinem fünften Tor zum 1:0 nur Sekunden vor dem Abpfiff nicht nur die Torjägerkanone sicherte, sondern auch seine Viktoria zum Turniersieg schoss. „In der Halle geht es ja vor allem darum, Spaß zu haben“, meinte Watzka hinterher. „Aber ich denke, wir haben auch gezeigt, dass wir in der Rückrunde viel vorhaben.“ In der Regionalliga hängt die Viktoria derzeit im Tabellenmittelfeld fest. JAN TÖLVA