Hosenlos im Untergrund

FLASHMOB Zum jüngsten Berliner „No Pants Ride“ kamen 200 Teilnehmer

Stringtangas sind nicht erwünscht

„Wir haben uns hier versammelt, um U-Bahn zu fahren – und zwar ohne Hosen,“ ruft Mareike in das kleine Megafon. Von einem Stromkasten aus instruiert die Flashmob-Aktivistin die wartende Menge an der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg.

In drei Gruppen mischen sich die überwiegend jungen Teilnehmer kurze Zeit später unter die anderen Fahrgäste der U-Bahn, ziehen nach und nach ihre Hosen aus und fahren dann wie selbstverständlich hosenlos, während sie auf ihren Smartphones surfen, sich in mitgebrachte Bücher vertiefen oder konzentriert stricken, die nackten Beine übereinandergeschlagen.

Nur sieben Hosenlose hatten sich 2002 in New York zum ersten „No Pants Ride“ gewagt, ähnliche Startschwierigkeiten gab es auch in Berlin: Ein erster Anlauf musste 2010 mangels Teilnehmern abgebrochen werden. Während in New York dieses Jahr Tausende am „No Pants Ride“ teilnahmen, sind es in Berlin nun immerhin 200.

Stringtangas und allzu aufreizende Wäsche sind dabei nicht erwünscht: „Letztes Jahr musste ich jemanden in Strapsen wegschicken“, erzählt Organisatorin Mareike. Abseits davon zeigen die Teilnehmer ein breites Unterwäschesortiment – von karierten Boxershorts bis zu schwarzen Hotpants.

Die meisten Berliner reagieren mit großstädtischer Contenance auf die knapp Bekleideten. Hier und da gibt es fragende Blicke oder ein Lächeln wie bei der Seniorin, die sich am Alexanderplatz erst vorsichtig umschaut und dann zu grinsen beginnt.

„Warum haben die alle keine Hosen an?“, fragt ein kleines Kind fasziniert, das von der Mutter hinter sich hergezogen wird. „Ich habe meine Hose heute Morgen vergessen“, sagt einer.

MORITZ WICHMANN