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: Krisengipfel beim Gipfeltreffen

EISHOCKEY Nach vier Niederlagen in Folge zeigen sich die Eisbären engagiert – und gehen aus einem spannenden Spiel gegen die Adler Mannheim mit 3:2 als Sieger hervor

Mit diesem Sieg hat Trainer Tomlinson starke Argumente für seinen Verbleib geliefert

Auf dem Papier war das Spiel zwischen den Eisbären Berlin und Adler Mannheim, den zwei erfolgreichsten Teams der DEL-Geschichte, ein echtes Gipfeltreffen. Unter den gegenwärtigen Vorzeichen war es jedoch eher eine Art Krisengipfel. Nach vier Niederlagen in Folge bläst Jeff Tomlinson, dem Trainer der Eisbären, der Wind derzeit mächtig ins Gesicht. In Mannheim dagegen ist man schon einen Schritt weiter: Pünktlich zum Jahreswechsel wurde Trainer Harold Kreis geschasst und mit Hans Zach ein überaus prominenter Nachfolger präsentiert. Der ehemalige Nationaltrainer, der nach fast vier Jahren überraschend wieder aus dem Ruhestand zurückkehrte, drückte dem Team umgehend seinen Stempel auf und holte zuletzt zwei Siege in Folge.

Auch am Freitagabend in der O2 World hatten die Adler bereits nach einer halben Minute die erste Großchance, doch die Eisbären ließen sich nicht schocken und nahmen das Zepter fest in die Hand. Nicht weniger als ein Dutzend Mal schossen sie in den ersten zehn Minuten den Puck in Richtung des Adler-Tors, ohne dass die Gäste auch nur einmal vor das Tor von Sebastian Elwing kamen, was sicher auch an ihrer für Zach typischen defensiven Spielweise lag.

Das 1:0 für die Gäste durch Jochen Hecht nach 13 Minuten kam entsprechend unerwartet, war jedoch nur die logische Konsequenz eines dummen und unnötigen Fehlpasses im Mittelfeld mitten in einer Wechselphase, also zu einem Zeitpunkt, zu dem die Abwehr der Eisbären vollkommen unorganisiert war.

Die Adler hatten damit offensichtlich einen Wirkungstreffer erzielt. Die Stimmung bei den 12.800 Zuschauern wurde gereizter und auf dem Eis verloren die Gastgeber zunehmend ihre Dominanz, konnten den knappen Rückstand jedoch in die Kabine retten. Dort schien Trainer Tomlinson dann genau die richtigen Worte gefunden zu haben, um sein ersatzgeschwächtes und mit zahlreichen Nachwuchskräften aufgefülltes Team neu zu motivieren. Die Eisbären agierten im zweiten Drittel äußerst engagiert und zeigten echte Leidenschaft. Der Ausgleich in der 29. Minute durch Daniel Weiß war dann auch hochverdient, wenn auch in seinem Zustandekommen ein wenig glücklich.

Das Schlussdrittel hatte es dann in sich. Bereits in der 63. Minute brachte Mads Christensen, der nach einer Gehirnerschütterung sein erstes Spiel seit Weihnachten machte, die Eisbären durch einen wunderschönen Konter in Führung. Schon im direkten Gegenzug allerdings erzielte Marc El-Sayed den erneuten Ausgleich, was die Eisbären dazu veranlasste, nun endgültig auf Offensive zu setzen und den Gästen wiederum immer wieder Räume für Konter eröffnete.

Für ihren bedingungslosen Einsatz belohnten sich die Berliner am Ende selbst. Rund neun Minuten vor Schluss gelang es dem jungen Jonas Schlenker, den Puck im Mittelfeld zu erobern und zu Frank Hörster zu passen, der zum 3:2 einschoss. Die Adler warfen jetzt alles nach vorne und nahmen kurz vor Schluss sogar den Torwart heraus, doch angefeuert von den lautstarken Fans gaben die Eisbären die Führung nicht mehr aus der Hand und siegten am Ende verdient.

„Berlin hat gut gespielt“, meinte Zach nach dem Spiel in der ihm eigenen knorrigen Art. Auch Tomlinson zeigte sich zufrieden mit der Leistung seines Teams: „Zum ersten Mal seit langem haben wir über komplette 60 Minuten eine solide Leistung abgeliefert.“ Mit diesem Sieg und vor allem damit, wie seine Spieler ihn errungen haben, hat er ein paar starke Argumente für seinen Verbleib auf dem Trainerstuhl geliefert. Bleibt abzuwarten, ob es sich bei dem Erfolg um mehr als nur ein Strohfeuer handelt.

JAN TÖLVA