ISLAMISCHER REFORMDENKER
: Nasr Hamid Abu Zeid gestorben

KAIRO | Am Montag ist der ägyptische Literaturprofessor Nasr Hamid Abu Zeid im Alter von 67 Jahren in Kairo an einem unbekannten Virus gestorben. Er war einer der bekanntesten islamischen Reformdenker und einer der wenigen Muslime, die es wagten, die islamischen Quellen mit literaturkritischen Methoden und vor dem Hintergrund ihrer Entstehungsgeschichte zu untersuchen.

Mitte der 1990er Jahre geriet Abu Zeid in die Schlagzeilen, als islamistische Universitätsprofessoren und Anwälte versuchten, ihn mit allen Mitteln mundtot zu machen. 1995 war er in einem einzigartigen Verfahren in Ägypten von seiner Frau Ibtihal Yunis zwangsgeschieden worden. Das Argument: Der vom Islam abtrünnige Muslim Abu Zeid könne nicht mit einer Muslimin verheiratet sein. Militante islamistische Gruppen drohten, den Professor zu ermorden. Abu Zeid und seine Frau flohen über Spanien nach Holland, wo er zuletzt einen Lehrstuhl für Humanwissenschaften in Utrecht innehatte.

In den letzen fünf Jahren traute er sich wieder nach Ägypten, um Verwandte zu besuchen. (taz)