Obamas Neuer in Afghanistan

Petraeus gilt als hochintelligenter und extrem gebildeter Militärkommandeur. US-Medien nannten ihn schon „Professor des Krieges“

Es ist eine harte Mission, nichts ist daran einfach“, stimmte General David Petraeus, der Nato-Oberbefehlshaber in Afghanistan, bei seinem Antrittsbesuch in Kabul die weit über tausend Gäste in der amerikanischen Botschaft ein. Petraeus ist nun verantwortlich für den fast neun Jahre dauernden Krieg gegen die Taliban am Hindukusch. Der Viersternegeneral ersetzt Stanley McChrystal, der gefeuert wurde, nachdem einige respektlose Bemerkungen über den Entscheidungsstab in Washington den Weg in die Medien fanden.

„Wir sind hier, um zu gewinnen“, erklärte Petraeus und versuchte, die schlechten Nachrichten der letzten Zeit zu vertreiben. Im Juni kamen 102 Nato-Soldaten in Afghanistan ums Leben, der höchste Verlust in einem Monat seit Kriegsbeginn 2001.

Mit Petraeus ist nun der Mann für die Militärkampagne in Afghanistan verantwortlich, dessen Aufstandsbekämpfungsstrategie das Kriegsglück der Amerikaner im Irak wendete. Sie will die Zivilbevölkerung schonen und den Einfluss der Aufständischen in dicht besiedelten Gebieten zurückdrängen.

Petraeus ist für seine ruhige, diplomatische Art bekannt. Aus der öffentlichen Diskussion über die neue Afghanistanstrategie der Nato im Herbst 2009 hielt er sich geschickt heraus. Manche sagen ihm deshalb auch Ambitionen auf das Weiße Haus nach.

Petraeus gilt als hochintelligenter und extrem gebildeter Militärkommandeur. US-Medien nannten ihn schon „Professor des Krieges“. Der 57-Jährige besuchte die renommierte US-Militärschule West Point. Er promovierte an der Eliteuniversität Princeton in Politik.

Petraeus’ Aufgabe wird es sein, die Truppenaufstockung am Hindukusch, aber auch den für 2011 geplanten schrittweisen Rückzug der US-Armee zu leiten. Etwa 130.000 Soldaten sind momentan am Hindukusch stationiert. Ihre Anzahl soll in diesem Jahr auf 150.000 steigen.

Der Härtetest für den neuen Kommandeur wird die Militärkampagne in Kandahar, der Heimat der Taliban im Süden des Landes, sein. Wichtig für seine neue Aufgabe ist auch sein Verhältnis zu Afghanistans Präsident Hamid Karsai. Sein Vorgänger McChrystal hielt sich mit öffentlicher Kritik an Karsai zurück. Petraeus wird vermutlich einen ähnlichen Arbeitsstil pflegen. AGNES TANDLER