Reiches Land – armes Volk

HINTERGRUND Im letzten Jahr brach das ohnehin kriselnde Staatswesen Zentralafrikas vollends zusammen

Was ist die Zentralafrikanische Republik? Die kaum besiedelten Savannen-, Sumpf- und Regenwaldgebiete zwischen den Flüssen Schari und Ubangi wurden Ende des 19. Jahrhunderts Teil von Französisch-Äquatorialafrika. 1960 wurde die Zentralafrikanische Republik unabhängig. Stabilität hat das Land seitdem kaum erlebt. Im Rückblick erscheint die Schreckensherrschaft von „Kaiser“ Bokassa (1965–1979) als Blütezeit. Das Land hat heute knapp fünf Millionen Einwohner und reiche Bodenschätze und Tropenhölzer, aber praktisch keine einheimische Unternehmerschicht und kaum Infrastruktur außerhalb der Hauptstadt. Französische Truppen nutzten es jahrzehntelang als Drehscheibe ihrer Militärinterventionen in Afrika und kontrollieren bis heute den Flughafen der Hauptstadt Bangui.

Wie kam es zur gegenwärtigen Krise? 2003 wurde der damalige gewählte Präsident Ange-Félix Patassé von seinem Armeechef François Bozizé gestürzt, zugleich Führer einer christlichen Pfingstkirche. Ende 2012 nahmen Rebellen aus dem muslimischen Nordosten des Landes unter dem Namen Séléka (Allianz) den Kampf gegen Bozizé auf. Sie eroberten Bangui im März 2013, es folgten viele Plünderungen in der Stadt. Ihr Führer, Michel Djotodia, bildete keine stabile Regierung.

Wer kämpft gegen wen? Gegen Sélékas Willkürherrschaft nahmen im September 2013 bewaffnete Anhänger des gestürzten Bozizé den Kampf auf. Mit ihnen verbündeten sich explizit christliche Milizen, genannt „Anti-Balaka“ (Gegen die Macheten), die die Muslime in der Séléka als fremde Besatzer bezeichnen. Anfang Dezember versuchten sie, Bangui zu erobern. Es kam zu blutiger Rache der Séléka. Am 5. Dezember schickte Frankreich Eingreiftruppen.

Welche Eingreiftruppen gibt es? Frankreich hat offiziell 1.600 Soldaten entsandt. Des Weiteren gibt es die afrikanische Eingreiftruppe Misca (Internationale Unterstützungsmission für Zentralafrika), angelegt zunächst auf 3.600 Mann. In ihr geht die seit Jahren zum Schutz von Regierungseinrichtungen im Land stationierte Friedenstruppe Fomac (Multinationale Truppe der zentralafrikanischen Staaten) auf, 2.700 Soldaten hauptsächlich aus Tschad, Gabun und Kamerun. Burundi, Kongo-Brazzaville und bald auch Ruanda und die Demokratische Republik Kongo beteiligen sich. D.J.