Klimaschutz auf dem Holzweg

WÄRME Ofenheizen ist ein Kohlendioxid- und ein Feinstaubproblem. Dänemark will es deshalb unattraktiv machen: mit einer hohen Brennholzsteuer. Doch die hat bei der Umsetzung ihre Tücken

STOCKHOLM taz | Gibt es demnächst eine neue Schmuggelware an der deutsch-dänischen Grenze? Brennholz und Holzpellets, die die Dänen anhängerweise über die sowieso kaum bewachte grüne Grenze karren? Vor dieser Konsequenz warnen jedenfalls Gegner einer neuen Steuer, der „Brændeafgift“. Eigentlich hatte sie schon zum 1. Januar in Kraft treten sollen, doch Probleme im Gesetzgebungsprozess und noch nicht endgültig geklärte Abgrenzungsfragen haben sie nun um vermutlich drei Monate verzögert – bis der Winter vorbei ist.

Nachwachsende Biomasse wie Holz als Energieträger in Kraftwerken oder als Ausgangsprodukt für Treibstoffe gilt in vielen Ländern als Teil der Lösung des CO2-Problems. Doch verfeuert in Kaminöfen und Villenzentralheizungen ist Holz alles andere als klimafreundlich. Fast zwei Millionen Tonnen CO2 könnte Dänemark der Atmosphäre ersparen, wenn alle Öfen und Pelletzentralheizungen durch Fern- oder Erdwärme ersetzt würden und man Holz und Holzprodukte stattdessen in diesen Fernwärmeanlagen verfeuert, haben Wissenschaftler ausgerechnet. „Individuelle Anlagen mit ihrem geringen Wirkungsgrad sind ganz einfach zu wenig effektiv, verglichen mit der Verbrennung oder Vergasung in Kraftwerken“, sagt Brian Vad Mathiesen, Lektor für Energiesysteme an der Universität Aalborg. Von den Rauchwolken, die sich bei ungünstiger Wetterlage über manche Villenviertel legen, und der Feinstaubbelastung ganz zu schweigen.

Deshalb soll die „Brennholzabgabe“ Holz als Heizmaterial so teuer machen, dass Hausbesitzer von selbst auf diese Energiequelle verzichten und Alternativen wählen. Holz und Pellets würden nach einer Berechnung der Forstbranche um 140 Prozent teurer werden.

Aber die Umsetzung ist kompliziert. Was ist etwa mit dem Rindenmulch, der im Garten verwendet wird? Der lässt sich auch prächtig verheizen. Die vorgeschlagene Lösung: Auch er wird besteuert, und Hausbesitzer müssen anschließend dem Finanzamt nachweisen, dass er unter den Beerenbüschen und nicht im Kaminofen landete.

Weitere ungeahnte Probleme im 150 Seiten langen Gesetzentwurf: Die Steuer wird nach dem Brennwert des Holzes berechnet. Der ist aber bei nassem Holz geringer als bei trockenem. Soll das Qualmholz also bevorzugt werden, und welche Bürokratie braucht man eigentlich, das alles zu überprüfen? Und würde die Steuer nicht nur zu einem Holzschwarzmarkt, sondern auch dazu führen, dass die DänInnen statt Brennholz künftig mehr umweltschädliches lackiertes Abrissholz oder Verpackungsmaterial verfeuern? Die Regierung will die Einwände nun erst einmal prüfen. REINHARD WOLFF