„Falsche Vorurteile“

VORTRAG Alexander Flores erläutert arabische Verbindungen ins Nazi-Regime

■  ist Historiker und arbeitet als Professor für Wirtschaftsarabistik an der Hochschule Bremen.

taz: Herr Flores, Sie beschäftigen sich mit dem Thema „Araber und der Nationalsozialismus.“ Wer sind die „Araber“?

Alexander Flores: Für mich sind es Leute, die arabisch als ihre Muttersprache ansehen.

Die Araber werden häufig in die Nähe des Nationalsozialismus gerückt. Wie viel Wahrheit steckt in solchen Thesen?

Ich bin schon früher gegen falsche Vorurteile Arabern gegenüber eingetreten. ‚Alle Araber sind Muslime oder Islamisten‘ – das ist genauso falsch wie die Behauptung, dass alle Araber judenfeindlich wären.

Es gibt aber Figuren wie den Mufti von Jerusalem, Amin al-Husaini, der ein großer Bewunderer Hitlers und SS-Mitglied war.

Al-Husaini spielte schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg keine große Rolle mehr, seine Aufrufe an die Araber fanden schon während des Krieges kaum praktische Resonanz. Heute sind viele Araber peinlich berührt, wenn sie an ihn denken. Wir dürfen nicht verallgemeinern.

Trotzdem wird man als Deutscher in arabischen Ländern oft mit dem Spruch „Hitler was a good guy“ begrüßt!

Das ist mir auch schon passiert und ich finde das schrecklich. Solche Reaktionen sind einfach nicht durchdacht und schlichtweg dumm.

Dadurch wird es aber nicht gerade einfacher, als Jude unter Arabern zu leben, oder?

Ich kenne Juden, die problemlos unter Arabern leben. Kompliziert wird es erst, wenn man den Staat Israel hundertprozentig unterstützt. Das Problem ist also nicht das Jude-Sein, sondern vielmehr das Verhältnis zu Israel. INTERVIEW: MWA

Vortrag von Alexander Flores heute um 20 Uhr im Presseclub Bremen