Arcelor kann den Widerstand aufgeben

Mit seiner Abwehrschlacht hat der Stahlkonzern seinen Preis hoch getrieben. Nun kann er mit Mittal fusionieren

BERLIN taz ■ Es sieht so aus, als würde aus dem feindlichen Übernahmeversuch ein freundliches Angebot: Die beiden weltgrößten Stahlkonzerne Arcelor und Mittal Steel wollen offenbar doch fusionieren. Damit wäre der seit Januar andauernde Kampf in der Stahlindustrie beendet, der den Markt gehörig in Bewegung gebracht hatte. In seinem Verlauf hat die in Luxemburg beheimatete Arcelor alle Möglichkeiten des Abwehrkampfs erprobt – und nun deutlich bessere Konditionen bei dem britisch-indischen Konkurrenten ausgehandelt.

Arcelor und Mittal seien sich weitgehend einig, nur der Preis sei noch offen, berichteten die französische Finanzzeitung La Tribune und das US-amerikanische Wall Street Journal gestern. Mittal soll demnach mit einer Beteiligung von unter 50 Prozent zufrieden sein und auch bei der Strategie nachgegeben haben: Der neue Konzern, der Arcelor-Mittal hieße, werde weiter in die hochwertigen Segmente investieren, für die die Luxemburger stehen. Das könnte auch bedeuten, dass der zu Arcelor gehörende kanadische Autozulieferer Dofasco nicht verkauft wird. Diesen hatte Mittal bereits der deutschen ThyssenKrupp zugesichert. Stattdessen dürfte sich der neue Stahlriese von afrikanischen und osteuropäischen Einfachstahl-Töchtern trennen.

Angeblich bietet Mittal nun 43 Euro für eine Arcelor-Aktie. Das letzte offizielle Angebot des Branchenersten lag bei rund 36 Euro. Arcelor-Chef Guy Dollé hatte aber mehrfach erklärt, dass die Unternehmensspitze nicht weniger als 40 Euro zu akzeptieren. Das Arcelor-Papier ist seit Mittwoch vom Handel ausgesetzt. Letzter Kurs: 35,50 Euro.

Die Entscheidung bei Arcelor ist für Sonntag angekündigt. Dann will Dollé im Verwaltungsrat über die bis dahin vorliegenden Angebote abstimmen lassen. Das Ergebnis dürfte richtungsweisend sein. Die letzte Entscheidung obliegt allerdings den Aktionären, die ihre Anteile übertragen müssen.

Neben der Mittal-Offerte steht das Angebot der russischen SeverStal zur Debatte. Diese hatte Arcelor selbst hinzugezogen, um eine Alternative zu haben. Die Pläne der Russen stoßen jedoch inzwischen auch im Arcelor-Lager auf Widerstand. SeverStal wäre keine so reibungsfreie Ergänzung wie Mittal, weil sich die Geschäftsbereiche stärker überschneiden. Dem IG Metall-Experten Friedhelm Matic zufolge würde eine luxemburgisch-russische Fusion in Deutschland beispielsweise bis zu 3.000 Arbeitsplätze gefährden.BEATE WILLMS