DIE WERBEPAUSE
: Schön

Gleichberechtigung fängt bei den Haaren an. Das findet zumindest Pantene, der Hersteller von Shampoo und sonstigen Pflegemitteln für den Kopf. In einem neuen Spot, den es bisher nur auf Englisch gibt, zeigt Pantene, wie unterschiedlich männliche und weibliche Chefs bewertet werden: Wenn der Herr Chef mit seinen Mitarbeitern redet, ist er der „Boss“, wenn die Frau Cheffin spricht, ist sie „bossy“, also herrisch. Der Mann, der bis spät nachts arbeitet, ist „engagiert“, die Frau dagegen „egoistisch“. Der Mann, der einen Vortrag vor vielen Menschen hält, ist „überzeugend“, die Frau „aggressiv“. Dazu läuft das Lied „Mad World“ und unterstreicht noch einmal ganz fett und dunkelrot: Es ist wirklich schlimm mit der Ungleichheit am Arbeitsplatz.

Zum Glück gibt es aber eine Lösung für die unterdrückten Frauen: schöne Haare. Am Ende des Spots steht: „Lass dich nicht von Vorurteilen aufhalten. Sei stark und glänze.“ Und wie glänzt die Frau von heute? Mit dem Shampoo von Pantene.

Beim Kurznachrichtendienst Twitter und in den YouTube-Kommentaren überschlägt sich die Begeisterung: „amazing“ sei dieser Spot, endlich greife die Verschönerungswirtschaft mal das Sexismus-Thema witzig und gekonnt auf.

Was für ein Quatsch. Als kämpfte dieses Video tatsächlich gegen doppelte Standards und verfestigte sie nicht. Denn wer da im Werbespot die Haare schön hat, ist vor allem eines: ein Prachtweib. Lange Beine, schlanke Taille, hohe Schuhe und wallendes Haar. War es nicht eben auch jene Vorstellung, die Frau habe zuallererst einmal schön zu sein, gegen die sich jede Art von Feminismus gestemmt hat? Pantene hat im Sinne des eigenen Image alles richtig gemacht. Was die Fans dieses Spots angeht – der Feminismus gibt jedem eine zweite Chance. JUNE