NANA HECK ALLEINLAGE
: Ohne Kaffee geht die Bäuerin nie aufs Feld

Natürlich wäre es nachhaltiger, wenn wir unseren geliebten Morgenwachmacher selbst anbauen könnten. Das klappt mit Kaffee aber so wenig wie mit Zitronen und Oliven: Globalisierung muss eben sein

Aufstehen, Frühstück machen, die Kinder in die Spur bringen. Wäre da nicht die Aussicht auf eine, besser gesagt einige Tassen heißen Kaffees mit Milch, der Morgen wäre bestimmt nicht so schön. Bis vor einem Jahr schlürfte ich meinen Wachmacher noch aus einer richtig großen Tasse. Folglich war die gute Kaffeekanne schneller leer, als mir – und besonders auch dem Bauern – lieb war. Oft schon bevor die Kinder zum Schulbus trabten, war kein Tröpfchen mehr da.

Das sollte sich ändern und entsprechend auch mein exorbitanter Konsum. Also stiegen wir um von der großen Thermoskanne mit klassischem Filterkaffee auf die kleine Karlsbader Kanne mit besserem, porzellangefiltertem, aber auch wesentlich geringerem Inhalt. Nach längerer Umgewöhnungsphase habe ich mich auch an die kleinen Tassen gewöhnt. Solange mir nur mein geliebtes Morgengetränk den Start in den Tag verschönert.

Und da sich das Bild vom ungesunden Genussmittel hin zum Getränk mit überwiegend positiven Effekten auf zahlreiche Körperfunktionen und Organe gewandelt hat, ist es ein Genuss ohne Reue. Natürlich nur, solange wir ökologisch produzierten und möglichst fair gehandelten Kaffee trinken.

Neben der Urwaldrodung, um Weide- und Ackerflächen zu gewinnen, ist der konventionelle Kaffeeanbau ein wichtiger Grund für den weltweiten Rückgang von Waldflächen. Im Gegensatz zur konventionellen Monokultur bleibt bei der ökologischen Mischkultur eine hohe Artenvielfalt erhalten. Der Kaffeestrauch liebt den Schatten hoher Bäume, reift dort allerdings etwas langsamer. Diese traditionelle Anbaumethode bietet Lebensraum für viele Tiere, eine Menge weiterer Kulturpflanzen und das Land lässt sich nachhaltig und in kleinbäuerlichen Strukturen bewirtschaften. Das heißt, die Bauern können den Kaffee als Marktfrucht für eine Kooperative anbauen und vom selben Land ihre Familien direkt ernähren.

Der weltweite Kaffeedurst kann mit umweltgerecht erzeugten Bohnen leider bei Weitem nicht gedeckt werden. Immer noch weniger als zwei Prozent beträgt der Anteil von Biokaffee am Weltmarkt. Das tropische Gewächs wird folglich hauptsächlich in großen Plantagen mit hohem Pestizid-Einsatz angebaut. Doch da von der Steinfrucht Kaffee nur der „Stein“ genutzt wird, ist auch der konventionelle Kaffee nahezu unbelastet von diesen Pestiziden. Hoch belastet sind dagegen die Landarbeiter, die das Zeug anwenden müssen. Und natürlich die Umwelt insgesamt.

Gerne würden wir uns auf unserem Hof so weit wie möglich selbst versorgen. In der Realität sind wir davon aber doch ziemlich weit entfernt. Momentan in Erdbeeren schwelgend und die allerletzten Kartoffeln der Vorjahresernte mit Schinken und grünem Spargel aus eigener Produktion genießend, haben wir sicherlich ziemlich viele selbst erzeugte Lebensmittel. Allein die geografische Lage verhindert da aber so manchen Traum. Oliven und Zitrusfrüchte aus eigener Ernte sind so meine Wünsche. Doch diese in die Wirklichkeit umzusetzen hindert mich der Flecken Erde, an dem ich nun einmal gelandet bin. Und den eigenen Kaffee wollte ich noch nie anbauen. So viel Globalisierung muss dann schon sein.

Die Autorin ist Biobäuerin in Mecklenburg Foto: privat