Der „gute“ Oligarch

DMITRI LESNEWSKI Das Vierte verkaufte er nach zwei Jahren, um N24 pokerte er vergebens

Ein bisschen von Heinz Erhardts Klassiker hat der ganze Spaß schon: Da taucht 2008 ein eher unbekannter Russe auf, kauft dem US-TV-Riesen NBC Universal den uninspirierten Altspielfilm-Abspielkanal Das Vierte ab und verkündet, er werde eine Kulturrevolution im deutschen Fernsehen veranstalten. Dmitri Lesnewski tritt so ambitioniert auf wie lange kein TV-Unternehmer mehr. Heraus kommt dann wie bei Heinz Erhardt in erster Linie mal harmloser Klamauk.

Dabei sind er und seine Mutter Irena Lesnewskaja in Russland Stars, Frau Mama verlegt so resolut wie mutig das kremlkritische Wochenblatt New Times. Ihren 1997 gegründeten TV-Sender Ren gibt Lesnewskis Mediengruppe 2005 an RTL ab – nicht völlig freiwillig, wie es in Moskau heißt. Seitdem genießt Lesnewski den Ruf als „guter“ Oligarch und baute in Frankreich die Kurzfilmfirma MiniMovies auf.

Der aktuelle Deal ist für ihn in jedem Fall ein Gewinn: Fast 50 Millionen Euro soll er mit dem Verkauf des Senders Das Vierte gemacht haben – dort wird höflich-zurückhaltend von einem „guten Preis“ geraunt, den der 40-Jährige erzielt habe.

Einen Teil des Geldes wollte Lesnewski auch umgehend wieder im deutschen TV-Markt ausgeben. Doch im Poker um N24 ging er leer aus – der sieche Nachrichtensender wurde vergangene Woche an ein Konsortium um Ex-Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust verkauft. Gerüchte, Lesnewski sei bei diesem Geschäft als Finanzier im Verborgenen doch noch an Bord, werden derzeit energisch dementiert. STG