Türkische Regierung in der Krise

MACHTKAMPF Der Druck auf Premier Recep Tayyip Erdogan in der jüngsten Korruptionsaffäre wächst – auch vonseiten der islamischen Gülen-Bewegung

BERLIN taz/dpa | Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan gerät im Machtkampf um die Korruptionsermittlungen gegen seine Anhänger immer mehr unter im Druck. In Istanbul war die Polizei am Wochenende mit großer Härte gegen Demonstranten vorgegangen, die den Rücktritt der Regierung gefordert hatten. Auch aus anderen Städten des Landes wurden Proteste gemeldet. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) forderte in Berlin eine rasche Aufklärung aller Vorwürfe. Der neue türkische EU-Minister Mevlüt Cavusoglu bat die EU am Sonntag, unvoreingenommen zu reagieren.

Türkische Kommentatoren sehen hinter der jüngsten Verhaftungswelle, von der Angehörige mehrerer Minister betroffen sind, einen Bruch innerhalb des islamisch-konservativen Lagers in der Türkei. Anhänger der islamischen „Gemeinde“-Bewegung des 72-jährigen Predigers Fethullah Gülen in Polizei und Justiz wollten die Regierung Erdogan stürzen, heißt es in Istanbul. Gülen, der im US-Exil lebt, bestreitet diese Absicht.

In Berlin gingen am Wochenende etwa 250 Türken aus Protest gegen Erdogan auf die Straße.

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