Muskelmänner in Moskau

Neue Drohungen gegen den tadschikischen Journalisten Dodoschon Atowulloew

Reporter ohne Grenzen sorgt sich um die Sicherheit des tadschikischen Journalisten Dodoschon Atowulloew. Seit der letzten Ausgabe seiner Exilzeitung Tscharogi Rus im Juni erhält der Journalist und Herausgeber täglich anonyme Drohungen. Vor seiner Haustür in Moskau patrouillieren muskelbepackte Männer.

Der 49-Jährige lebt seit 13 Jahren im Exil in Moskau und Hamburg. Sein unregelmäßig erscheinendes Blatt prangert Korruption und Menschenrechtsverletzungen der Regierung seines Heimatlandes an. Tscharogi Rus wird in Moskau produziert, im Internet verbreitet und von Kurieren nach Tadschikistan geschmuggelt. Die dortige Regierung hat schon mehrmals versucht, den unliebsamen Journalisten zum Schweigen zu bringen. Schon 2001 wurde Atowulloew am Moskauer Flughafen verhaftet und sollte als angeblicher Terrorist nach Tadschikistan ausgeliefert werden. Dank internationaler Proteste konnte er aber nach Deutschland ausreisen und erhielt hier Flüchtlingsstatus. Gleichwohl kehrte er nach Moskau zurück. In Deutschland sei er zwar sicher, könne von dort aber kaum die Zeitung machen, so Atowulloew, der sich derzeit bei Freunden versteckt hält: „Man will mich aus Russland vertreiben, damit auch die letzte Stimme gegen den tadschikischen Präsidenten Emomali Rachmonow verstummt.“

MARCUS BENSMANN